ANgeDACHT - Die Wüstenperle

Pfarrerin Birgit Schiel
Bildrechte Pfarrerin Birgit Schiel

Eingebettet in die zweite und dritte Perle der Stille fügt sich die sandfarbene Wüstenperle in den Perlenkreis ein.

Die Wüste steht für Dürre, Entbehrung und Einsamkeit. In ihr ist das Leben reduziert bis aufs äußerste. Nichts, was überflüssig ist, kann hier seinen Platz behaupten. Wenn ich in der Wüste bin, sind nur die Weite des Horizontes vor mir und der unendliche Himmel über mir. Ich vergesse, dass die Welt noch etwas anderes als diese Leere bereithält.

Auch wir durchwandern in unserem Leben immer wieder „Wüstenzeiten.“ Es sind oft Zeiten des Leidens, eine Begegnung mit der Endlichkeit des Lebens, die uns in diese Wüste versetzen. Zeiten, in denen wir auf uns selbst geworfen sind, wo Überflüssiges und Sinnloses keinen rechten Platz mehr in unserem Leben hat. In diesen Zeiten begegnen wir uns selbst, denn nichts kann uns hier von uns selbst ablenken, wir müssen uns mit uns selbst auseinandersetzen.

Wer bin ich, wenn mich nichts mehr hält?

Wer bin ich dann vor Gott?

Die Wüste kann uns dahin führen, wohin wir ganz ursprünglich gehören: zu Gott, in eine Gemeinschaft mit ihm. In der Wüste wird meine nackte Existenz entblößt von allen Eitelkeiten und Schwachheiten und scheinbaren Stärken. Das ist ein schmerzhafter Prozess, und wie Jesus selbst, im Garten Getsemane dürfen auch wir klagen. Sehr laut und mit deutlichen Worten. Doch wenn uns scheinbar nichts mehr trägt, werden wir zurückgeworfen auf den, der die Welt im Händen trägt: Gott selbst.

Gott kleidet die Blöße unserer Existenz mit einem neuen Kleid, gewebt aus Gottes Liebe zu uns und dem Vertrauen auf ihn, so dass wir seinen Namen loben können.

Gott, zu dir rufe ich am frühen Morgen.
Hilf mir beten
Und meine Gedanken sammeln;
Ich kann es nicht allein.
In mir ist es finster, aber bei dir ist Licht.
Ich bin einsam, aber du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig, aber bei Dir ist Hilfe.
Ich bin unruhig, aber bei dir ist Frieden.
In mir ist Bitterkeit, aber bei dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht, aber du weißt den Weg für mich.

Dietrich Bonhoeffer

Ihre Pfarrerin Birgit Schiel


Im Rahmen ihrer Perlen-Serie verweist Pfrn. Birgit Schiel auch auf das Festhaltegebet von Kristin Faupel-Drevs, das Sie auf der Website von Glaubenssachen finden.

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