Liebe Geschwister, wer mich kennt, weiß, dass ich ein großer Freund der alttestamentlichen Weisheit bin. Ich liebe den Prediger Salomo, der in seiner Weisheit und Tiefe seines Glaubens die Dinge mit einfachen Worten auf den Punkt bringt. Und so ist es auch mit einer meiner Lieblingsbibelstellen:
Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde.
Prediger 3,1
Eine Zeit zu haben, bedeutet, dass es einen Anfang und ein Ende gibt, dass alles seine Dauer hat. Der Prediger verdeutlicht das dann an vielen Beispielen. Dass Weinen und Lachen seine Zeit hat, Klagen und Tanzen, Lieben und Hassen. Aber wie lange die Dauer ist, das weiß nur der Himmel allein, denn alles Vorhaben unter dem Himmel hat seine Stunde. Wenn alles seine Stunde im Himmel hat, dann bedeutet das auch, dass alles seine rechte Zeit hat, also die Dinge zum richtigen Zeitpunkt geschehen, wenn also die Zeit reif dafür ist.
Ich bin mein ganzes Leben mit diesem Vers und dem sich darauf Einlassen sehr gut gefahren. Mein ganzes Leben habe ich mich diesem Zeitplan anvertraut. So heißt seit meiner Konfi-Zeit mein Lieblingslied ja auch „Wer nur den lieben Gott lässt walten“ – ich vermute mal, dass jetzt mancher gedacht hätte, dass es die guten Mächte von Bonhoeffer seien. Weit gefehlt, es ist Georg Neumark.
Diesem Walten habe ich mich in meinem Leben anvertraut. Und mit diesem Walten und dem himmlischen Zeitmanagement ist auch ein inneres Gespür, ein anderes Zeitgefühl verbunden. Als im vergangenen Jahr unsere Söhne flügge wurden und sie nacheinander auszogen, um ihr eigenes Leben zu führen, spürten auch wir als Eltern, dass wir noch einmal flügge werden durften. Da meine Frau seit bald fünf Jahren zwischen Garmisch und München pendelt, wuchs in mir mehr und mehr der Gedanke, Ihr diese Last abzunehmen. Und irgendwann nahmen diese Gedanken eine konkrete Gestalt an, wurden Gespräche geführt und nun bin ich dieser Tage zum neuen Pfarrer in St. Markus in der Münchner Maxvorstand gewählt worden.
Es beginnt nun für uns die Zeit des Abschiednehmens. Am 30. Januar 2026 werde ich die Geschäfte übergeben und für den 1. Februar ist meine Verabschiedung geplant. Bis dahin bleibt uns noch Zeit, miteinander unterwegs zu sein, Glauben zu teilen, zu lachen und vielleicht auch noch manches zu besprechen, was offengeblieben ist. Ich bin unendlich dankbar für die gemeinsame Zeit, die wir hatten, für die gemeinsamen Herausforderungen. Das Herzen und Streiten und wieder Herzen. Es liegt ja keine leichte oder einfache Zeit hinter uns. Die Gemeinde und auch die Gesichter haben sich in den vergangenen Jahren verändert. Es gab viel Veränderung. Jede Zeit hat ihren Raum, und jeder Raum seine Zeit. Meine Zeit unter Euch geht nun ihrem Ende entgegen und es wird für Euch und auch für mich ein neues jegliches beginnen, das seine Zeit haben wird. Dafür wünsche ich Euch von Herzen Gottes Segen.
Euer Pfr. Martin Dubberke
