ANgeDACHT - Farben des Lebens: „O´zapft sans“

Diakon Ralf J. Tikwe
Bildrechte Johannes Dubberke

Na, wie sieht es aus? Schon was zurecht gelegt? Und dann ist ja auch noch zu klären: Karo- oder Blumenmuster? Zarter Print oder Stickerei? Bordüren und Borten, Rankenmotive oder Paisley? Lederhose mit Hosenträger und ultimative Haferlschuhe?

Ich wollte Sie jetzt nicht verunsichern, aber ein paar Vorüberlegungen braucht es dann fei scho. Ach ja, und die Farben!

Beerentöne und Bordeaux oder verspielt leuchtendes Rot oder Rosa, edle Erd- und Goldtöne oder doch klassisch in der Tradition eines Dunkelblaus und Tannengrüns.

So ein Oktoberfest wirft eben Fragen über Fragen zum Kleidungsstil auf, von den notwendigen Finanzen gar nicht zu reden. So ein Fest ist ohne farbenfrohes Erscheinungsbild schwer vorstellbar und selbst der Herbst ist sich dessen bewusst. Es ist immer wieder eine wahre Freude die Verfärbung des Laubes zu beobachten. Ein wunderbares Farbenmeer, welches einlädt einzutauchen mit abschiedlicher Freude, dankbaren Genuss, bevor sich das Leben zum Jahresende ein wenig zurückzieht.

Die unvergleichliche Farbenpracht des Herbstes liebe ich sehr und denke dabei an die wache Haltung von Frederik. Jene Maus, die sich scheinbar vor dem anstrengenden Sammeln von Vorräten drücken will und inmitten der Geschäftigkeit der Sippe innehält, Gerüche, Herbstsonne und das lebendige Farbenspiel zum Sommerende noch einmal genießt.

„Ich sammle auch Vorräte!“, so Frederiks Einwand, wenn er da und dort immer wieder zur Vorratsarbeit ermahnt wird.

Erst in den schier endlosen Winternächten, werden die Artgenossen es schätzen lernen, welche Qualität an Vorrat Frederik beizutragen hat. Inmitten der Sehnsucht nach neuem Leben erzählt er in den Höhlenrunden vom Lebensduft, den wärmenden Sonnenstrahlen, den vielfältigen und stimulierenden Farbfassetten.

Mit seinen Worten wird alles so spürbar lebendig, dass das eintönige Kauen auf Lagernüssen sich wieder mit Appetit nach Leben verbindet und Frederik mit seinem „Vorrat“ tatsächlich Unverzichtbares beiträgt.

„O´zapft is!“ und natürlich schließen wir uns dem Wunsch nach einer „friedlichen Wiesn“ an. Ob Sie selbst nun die Kleidungs- und Finanzfrage geklärt haben, auf der Theresienwiese oder mit Nachbarn feiern.

Ich möchte Sie einladen einen anderen, nicht weniger wichtigen Proviant, nicht zu vergessen. Sammeln Sie dankbar herbstliche Sonnenstrahlen, stellen Sie sich bewusst in das wärmende Licht. Sammeln Sie nicht nur Pilze, sondern auch Farb- und Lichtmomente, die Sie auch an den Facettenreichtum ihre Gaben und Fähigkeiten erinnern können.

Auf geht´s, Gottes Geschenk an uns, die Farben des Lebens in den Korb unseres Herzens und in erfüllende Dankgebete zu sammeln. Lassen Sie sich diesen Vorrat nicht entgehen und hoffentlich stimmen Sie mit ein:

Na klar - „O´zapft sans!“.

Leucht uns entgegen mit deinem Licht,

Gott der Klarheit.

Befreie uns von der düsteren Sicht.

Belebe unsere Welt mit deinen Farben.

Mit den Worten von Walter Jens (übrigens im Gesangbuch Seite 709) wünsche ich uns einen farbenfrohen Herbst und vertrauensbunte Wege in der Gemeinschaft mit dem Urgrund aller Farben, dem Licht der Welt.

shalom ralf j. tikwe