ANgeDACHT - Herzbrand

Pfarrer Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege und uns die Schrift öffnete?

Lukas 24,32

Heute vor 82 Jahren, am 5. April 1943 wurde Dietrich Bonhoeffer im Haus seiner Eltern in der Marienburger Allee 43 im Berliner Grunewald verhaftet. Ich habe einige Jahre selbst mit meiner Familie in diesem Haus gewohnt. Es ist in jeder Ecke, in jedem Winkel dieses Hauses zu spüren, dass es ein Haus mit Geschichte ist. Und gerade an solchen Tagen, wenn Menschen vor dem Haus Blumen abgelegt haben, nimmt man noch einmal bewusster wahr, was es bedeutet, wenn Vertreter eines Unrechtregimes das Haus betreten, in das Private eindringen und jemanden einfach mitnehmen. Dietrich Bonhoeffer wusste an jenem 5. April nicht, ob er noch jemals wieder nach Hause kommen würde. Er kam nicht mehr nach Hause. Fast auf den Tag genau zwei Jahre später wurde Dietrich Bonhoeffer am 9. April 1945 im Konzentrationslagen Flossenbürg ermordet. Vier Wochen bevor der Spuk in der Deutschland vorbei war.

Dietrich Bonhoeffer Herz brannte für seinen Glauben und es brannte für eine Welt, in der die Menschen in Frieden und Freiheit zusammenleben würden. Wie sehr sein Herz brannte, wird in seinem letzten Text, den er aufgeschrieben hat, deutlich:

Lass warm und hell die Kerzen heute flammen,
die du in unsre Dunkelheit gebracht,
führ, wenn es sein kann, wieder uns zusammen.
Wir wissen es, dein Licht scheint in der Nacht.

Ein brennendes Herz ist ein Herz der Hoffnung, ein Herz, das nicht aufgibt, auch wenn die Welt um einen so ausschaut, dass man am liebsten davongehen würde. Auch die Emmaus-Jünger waren auf dem Weg, der von Jerusalem wegführt. Sie haben es dort nach dem Tod von Jesus nicht mehr ausgehalten. Sie gingen, weil Jesus nicht mehr unter ihnen war. Sie gingen weg und begegneten im Weggehen ausgerechnet Jesus selbst, ohne ihn zu erkennen. Aber sie spürten, dass diese Begegnung etwas mit ihnen machte. Und erst als sie ihn beim Brotbrechen als den erkennen, der er ist, spüren Sie, warum ihnen das Herz so gebrannt hat.

Wir befinden uns in der Passionszeit und wenn ich mir die Welt anschaue, dann sehe ich Passionszeit, weltweit und das schon länger als die berühmten sieben Wochen. Es wundert mich nicht, dass so viele Menschen ausgebrannt sind und sich davonmachen, weil ihnen die Kraft ausgegangen ist und vielen ist die Kraft so sehr ausgegangen, dass sie auch aus den Kirchen austreten - rund eine Million im vergangenen Jahr – weil sie nicht mehr das Brennen im Herzen spüren und uns vielfach nicht mehr gelingt, mit der Schrift ihre Herzen zum Brennen zu bringen.

Gerade in der Passionszeit, die auf das Osterlicht zielt, dürfen wir uns daran erinnern: Auch in unseren tiefsten Momenten des Zweifels und der Verzweiflung ist die Hoffnung nicht fern. Jesu Worte und sein Wirken entzünden das Licht des Glaubens, das uns durch die Dunkelheit führt. Und dieses Licht und dieses Brennen des Herzens haben wir seit vielen Jahrzehnten nicht mehr so nötig gehabt wie heute. Ach, Gott, setze unsere Herzen mit Deinem Heiligen Geist in Brand!

Euer Pfarrer Martin Dubberke