"Es soll nicht durch Heer oder Kraft,
sondern durch meinen Geist geschehen,
spricht der HERR Zebaoth." | Sacharja 4,6b
Wie schon wäre es, wenn man nicht mehr in Heeresstärken denken würde, sondern in Geistesstärke. Pfingsten ist – wenn ich es mir recht überlege – eigentlich der genialste aller christlichen Feiertage. Es geht um das Verbindende und nicht, um das Trennende. Es geht um das gegenseitige Verstehen und nicht das gegenseitige Abkanzeln. Es geht um das Miteinander und nicht das Gegeneinander. Und was verbindet uns miteinander? Keine Heeresdisziplin, sondern ein gemeinsamer Geist. Und nicht irgendein Geist, sondern der eine und einzige Heilige Geist.
Wenn wir also unseren Blick nicht mehr auf zahlenmäßige Überlegenheit richten, sondern auf die Lebenskraft, die uns im Innersten eint, dann begreifen wir, wie wenig Zählwerk und wie viel Lebensatem zählt. Pfingsten erinnert uns daran, dass kein Heer so mächtig ist wie eine Gemeinschaft, die von einer gemeinsamen Vision getragen wird – dem inneren Feuer des Geistes.
Denn dieser Geist sprengt Mauern: er überwindet Sprachbarrieren, er löscht Gräben zwischen Generationen, er bringt Fremde ins Gespräch und schenkt selbst den Stummen Stimme. Dort, wo man Krankheiten nur in Statistiken erfasste, atmet der Geist Heilung. Wo Mauern stehen, legt er Brücken. Wo Angst herrscht, zündet er Mut an.
Wir leben nicht von Disziplin, die uns in Reih und Glied hält, sondern von Vertrauen, das uns miteinander tanzen lässt. Pfingsten ruft uns zu: Lasst die feste Marschordnung der Trennung hinter euch und betretet die weite Ebene des gemeinsamen Hörens und Redens. Denn im Klang vielfältiger Stimmen klingt die Melodie des Friedens.
Und so bitte ich dich: Wage es, deinen Blick zum leisen, unbändigen Wehen des Geistes hinzuwenden. Höre auf die leisen Regungen deines Herzens, wenn es nach Gerechtigkeit ruft. Spüre in dir das Drängen, Liebe walten zu lassen, wo es Zwietracht gab. Erlaube dem Geist, in deinen Gedanken und Worten zu wirken – dann wirst du erleben, dass Gemeinschaft nicht erzwungen, sondern geschenkt wird.
Möge uns dieser Geist antreiben: nicht in Feindbildern, sondern in Mitmenschlichkeit; nicht in scharfen Parolen, sondern in offenen Räumen; nicht in Heerestaktik, sondern in Herzensweisheit. Möge dieses Pfingstfest uns neu lehren, mit der Stärke des Geistes und Weite des Herzens zu leben.
Euer
Pfr. Martin Dubberke