Was für eine Woche? Da titelt am Dienstag die BILD-Zeitung „Ab heute regiert die Hoffnung!“ und meint damit die neue Bundesregierung, die es dann im zweiten Anlauf geschafft hat, ins Amt zu kommen. Und am Mittwoch begann das Konklave in Rom, aus dem am Donnerstag nach dem vierten Wahlgang Robert Prevost als Leo XIV. hervorging. Da wird ein Amerikaner an dem Tag Papst, an dem vor 80 Jahren die Deutsche Wehrmacht kapituliert und damit das Volk und die Welt vom Krieg und der Nazi-Herrschaft befreit wurde. Und sein erstes Wort, dass er von der Loggia aus zu den Menschen auf dem Petersplatz spricht, lautet: „Pace!“ – Frieden. Wenn das kein Symbol ist. Welch ein Gegenentwurf zu so vielen Machthabern in dieser Welt!
Wer sich die Bilder vom Ende des Zweiten Weltkrieges anschaut, wird zerstörte Städte, zerstörte und verbrannte Fabriken und Felder sehen. Das Feuer der Bombennächte hatte ganze Städte ausgebrannt. Zwischen 60 und 80 Millionen Menschen hatten in diesen sechs Jahren ihr Leben verloren. Eine Katastrophe nie gekannten Ausmaßes fand am 8. Mai vor 80 Jahren ihr Ende.
Wie konnte es nur so weit kommen? Und heute? Zuweilen muss ich an den Prediger Salomo denken, der gesagt hat, dass es nichts Neues unter der Sonne gäbe. Und dann denke ich: Kann die Menschheit nicht endlich einmal aus all dem lernen? Wie dumm müssen wir Menschen doch sein? – Und das sind wir nicht erst seit gestern. Der Monatsspruch aus dem Propheten Joel gibt uns da schon den ein oder anderen Hinweis:
Zu dir rufe ich, HERR; denn Feuer hat das Gras der Steppe gefressen, die Flammen haben alle Bäume auf dem Feld verbrannt. Auch die Tiere auf dem Feld schreien lechzend zu dir; denn die Bäche sind vertrocknet. (Joel 1,19-20)
Ein Bild der Verwüstung, der Zerstörung, des Hungers. Joel nutzt dieses Bild als Mahnruf zum Umbruch und zur Erneuerung. Diese Zerstörung ist Ausdruck des moralischen Zustands der Gesellschaft. Die Dürre und auch die physische Zerstörung symbolisieren für Joel die Folgen der Sünde und des Abfalls der Menschen von Gott. Joel versteht die drückende Realität dieser Naturkatastrophe als göttliche Warnung. Die Natur wird zum Spiegelbild des inneren Zustands der Nation. Joel ruft zur Umkehr auf, zur Buße, als Ausdruck der Erneuerung und auch der Hoffnung auf Vergebung und damit auch zum Frieden.
Ich wünsche mir sehnlich, dass von heute an die Hoffnung regieren würde und nicht das Misstrauen und Übelreden, sondern die Hoffnung, aus der heraus Vertrauen wachsen kann. Der neue Papst hat das, worauf es jetzt ankommt, wunderbar mit seinen ersten Worten an die Welt zum Ausdruck gebracht:
"Der Friede sei mit euch allen. - Liebe Brüder und Schwestern, dies ist der erste Gruß des auferstandenen Christus, des guten Hirten, der sein Leben für die Herde Gottes gegeben hat. Auch ich wünsche mir, dass dieser Friedensgruß in unsere Herzen eindringt, in eure Familien, zu allen Menschen – wo immer sie auch sind –, zu allen Völkern, auf die ganze Erde. Der Friede sei mit euch. Dies ist der Friede des auferstandenen Christus. Ein unbewaffneter Friede, ein entwaffnender Friede, ein demütiger und beharrlicher Friede. Er kommt von Gott. Gott, der uns alle bedingungslos liebt.“
Ich wünsche Euch von Herzen eine gesegnete Woche der Hoffnung
Euer Pfarrer Martin Dubberke