ANgeDACHT - Gottes Liebe

Lektorin Elisabeth Thewes
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Die Predigttexte der Trinitatiszeit zeichnen sich dadurch aus, dass sie verschiedene Eigenschaften Gottes in den Fokus setzen. Gerade an den letzten Sonntagen zu Beginn kam ganz oft das Wort „Gottes Liebe“ vor. So zum Beispiel gleich am 1. Sonntag nach Trinitatis in Johannes 4, 39-42:

Ihr sucht in den Schriften, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin; und sie sind’s, die von mir zeugen; aber ihr wollt nicht zu mir kommen, dass ihr das Leben hättet. Ich nehme nicht Ehre von Menschen an; aber ich kenne euch, dass ihr nicht Gottes Liebe in euch habt.

Es ist ein Auszug aus einer Rede Jesu, die am Anfang des Johannesevangeliums steht.

Jesus war zu einem Fest in Jerusalem. Auf der Rückreise verlässt er die Stadt durch das Tor am Teich Betesda, wo Kranke liegen und auf Heilung warten. Dort bewegt sich einmal am Tag das Wasser. Es gibt den Glauben, dass dies durch einen Engel geschieht, und der Erste im Wasser dann geheilt wird. Natürlich versucht jeder der Erste zu sein. Dort trifft Jesus einen Mann, der seit 38 Jahren dort liegt, und heilt ihn. Es ist aber Sabbat und gesetzestreue Juden bekommen dies mit. Heilen ist nach den Sabbatgeboten nicht erlaubt und sie konfrontieren ihn. In seiner Antwort auf ihre Vorwürfe fallen die Sätzen aus dem Johannesevangelium.

Jesus verweist auf die Tora, aber eher als Zeugnis für Gottes Spuren. Er nennt die Spuren auch Gottes Liebesspuren. Allerdings stellt er auch fest, dass diesen Spuren weniger als dem Gesetz geglaubt wird. Gesetze mit den klaren Regeln geben Sicherheit, sie sind verlässlich. Gottes Liebe fühlt sich mit Blick auf das aktuelle Weltgeschehen oder auch in die eigenen Sorgen nicht unbedingt verlässlich an.

Was ist aber nun Gottes Liebe?

Die beste Erklärung finden wir ebenfalls in der Schrift. Paulus legt diesmal die Spur im 1. Korintherbrief 13, 4-7:

Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.

Als Christinnen und Christen glauben wir an einen Gott, der sich in vollkommener, gewaltloser Liebe zeigt. Und Paulus Worte zeigen, dass gewaltlos nicht wehrlos bedeutet. Sie sieht die Ungerechtigkeit, sie bevorzugt die Wahrheit. Diese Liebe steht nicht schweigend daneben, sie mischt sich ein. Für mich sind Paulus Worte immer wieder ein Funke Hoffnung, wenn ich an mir, meinem Nächsten, der Welt oder Gott verzweifle.

Mögen diese Worte uns alle an Gottes Liebesspuren erinnern.

Ihre Prädikantin,

Elisabeth Thewes