Liturgie - Verkündigung und Bekenntnis

Liturgie 17 - Verkündigung und Bekenntnis
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Nach dem Amen am Ende des Kollektengebets beginnt nun der zweite Akt des Gottesdienstes: Verkündigung und Bekenntnis. Im Mittelpunkt dieses zweiten Hauptabschnitts des evangelischen Gottesdienstes steht das Hören, Deuten und Bekennen des Wortes Gottes.

Doch aus welchen Elementen besteht dieser Abschnitt des Gottesdienstes? Das sind zum einen die biblischen Lesungen, das Glaubensbekenntnis der Gemeinde und schließlich die Predigt. Zwischen den Lesungen singt die Gemeinde Lieder

Klassischerweise besteht dieser Teil des Gottesdienstes aus vier Lesungen

·       Alttestamentliche Lesung

·       Epistel

·       Evangelium

·       Predigttext

Wie? Vier Lesungen? Wann haben wir das letzte Mal einen Gottesdienst mit vier Lesungen erlebt? Das ist selten geworden. In den letzten Jahrzehnten hat man mehr und mehr auf die alttestamentliche Lesung verzichtet, weil das Alte Testament durch den Psalm im Gottesdienst vertreten ist und man die Gottesdienstbesucher nicht mehr mit so vielen Lesungen überfordern wollte. Seit einigen Jahren wird auch immer seltener die Epistel gelesen, so dass heutzutage häufig nur noch die Evangelien-Lesung übrigbleibt, der sich als Antwort auf die Gute Botschaft das Glaubensbekenntnis der Gemeinde anschließt.

Die vierte Lesung – also der Predigttext – ist in der Regel in die Predigt integriert, wenn nicht eine der Lesungen zugleich auch der Predigttext ist. In der Predigt wird ein biblischer Text für die Gegenwart ausgelegt, um Trost, Orientierung und Ermutigung zu vermitteln.

Folgen wir der Agende für die Evangelische Kirche der Union und der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands folgt hier das Glaubensbekenntnis auf die Predigt als Antwort auf das gehörte Wort. Zudem folgen dann das Schuldbekenntnis mit anschließender Absolution sowie die Fürbitten.

Dieser zweite Teil des Gottesdienstes ist ein Wechsel von Anrede und Antwort: Gott spricht in seinem Wort zu den Menschen, und die Gemeinde antwortet im Lied, Gebet und Bekenntnis. Er bildet den theologischen Kern des evangelischen Gottesdienstes, da hier die Mitte des christlichen Glaubens – die Verkündigung des Evangeliums – geschieht.

Der sogenannte Wortteil des Gottesdienstes - „Verkündigung und Bekenntnis“- steht in direkter Linie mit der jüdischen Tradition der Schriftlesung und Auslegung in der Synagoge. Schon Jesus lehrte in der Synagoge durch das Lesen und Erklären der Schrift (vgl. Lukas 4,16–21). Diese Verbindung wurde in der urchristlichen Gemeinde aufgenommen und bildet bis heute den Grundstock des Wortgottesdienstes.

Insgesamt ist dieser Abschnitt der liturgische Ort, an dem die Gemeinde das Wort Gottes empfängt, es bedenkt, darauf antwortet und neu bekennt, dass sie im Glauben lebt. Er stellt die Verbindung zwischen Gottes Wort und der Lebenswirklichkeit der Hörenden her und ist daher Herzstück unserer evangelischen Gottesdienstpraxis. In den nächsten Folgen werden wir uns jedes Element dieses Gottesdienstabschnitts im Detail anschauen. Dazu gehört natürlich auch ein Blick auf die Abkündigungen und ihre Bedeutung an in diesem Teil des Gottesdienstes.

Pfr. Martin Dubberke