Nach dem Orgelvorspiel wird nun der Liturg oder die Liturgin aktiv. Mit Votum und Gruß wird jetzt der Gottesdienst eröffnet. Es gibt Pfarrerinnen und Pfarrer, die beginnen den Gottesdienst mit einem fröhlichen: „Guten Morgen!“ Aber ist das korrekt? Es ist höflich, aber eben liturgisch nicht korrekt, denn der Gottesdienst ist kein – naja - profanes Treffen wie ein Treffen zum Frühstück in einem Kaffeehaus. Dietrich Bonhoeffer erklärt, warum das nicht korrekt ist:
„Unser Gottesdienst beginnt nicht mit menschlichen Begrüßungen, sondern mit dem Wort Gottes: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Damit hält er uns unsere Taufe und unseren Sendungsauftrag vor Augen. Jeder Versuch, den Dienst mit einer profanen Grußformel zu eröffnen, verfehlt seinen theologischen Kern.“
Damit wird deutlich, in wessen Namen wir uns im Gottesdienst versammeln und wer uns zu diesem Gottesdienst eingeladen hat. Es ist nicht die Pfarrerin. Es ist auch nicht der Pfarrer, der die Gemeinde zum Gottesdienst einlädt, sondern einzig und allein der Dreieinige Gott. Dieser liturgische Eröffnungsruf hat seine Wurzeln in der altkirchlichen Praxis. Der Liturg oder die Liturgin ruft „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“, um die Zusammenkunft unter die Gegenwart und Vollmacht des dreieinigen Gottes zu stellen. Die Gemeinde bestätigt das, indem sie mit „Amen“ antwortet, was im Hebräischen „so sei es“ bedeutet und Zustimmung zur Anrufung ausdrückt.
Im Grunde genommen handelt es sich schon an dieser Stelle um ein Bekenntnis zum Dreieinigen Gott. Gleichzeitig ist es auch die Erinnerung an die Taufe im Namen des Dreieinigen und damit an die Aufnahme in die Gemeinde Jesu Christi. Und nicht zuletzt wird damit gleich zu Beginn der Gottesdienst als geistliche Handlung gekennzeichnet.
VOTUM ZUR ERÖFFNUNG
Liturgin/Liturg: Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Gemeinde: Amen.
L: Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn,
G: der Himmel und Erde gemacht hat.
Nach dem Amen spricht der Liturg/die Liturgin den ersten Teil von Psalm 124,8: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, …“ Worauf die Gemeinde mit dem zweiten Teil des Verses antwortet: „…der Himmel und Erde gemacht hat.“ Mit diesem Vers betont die versammelte Gemeinde Gottes Rolle als Helfer und Schöpfer und drückt ihr Vertrauen in seine rettende Gegenwart aus.
Mit nur wenigen Worten besinnt sich hier die Gemeinde auf das Wirken Gottes in ihrem Leben und zugleich wird uns an dieser Stelle bewusst, dass wir uns im Gottesdienst in Gottes Hand begeben.
Das ist der Grund, weshalb der Gottesdienst nicht mit Smalltalk oder einem weltlichem Gruß beginnt, sondern mit der bewussten Hinwendung zu Gott.
Pfr. Martin Dubberke