Liturgie - Eröffnung und Anruf - Der Gruß

Liturgie erklärt - Der Gruß
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Nach dem Votum folgt der Gruss. Klassischerweise klingt er wie folgt:

GRUSS

Liturgin/Liturg: Die Gnade unsere Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit euch allen.

Gemeinde: Und mit deinem Geist.

Dem liturgischen Gruß kann eine Begrüßung mit freien Worten und eine kurze Einführung in den Gottesdienst mit notwendigen Hinweisen folgen. Ich selbst zum Beispiel grüße an dieser Stelle immer mit dem Wochenspruch, der ja schon ein Hinweis auf das Thema des Gottesdienstes ist, und moderiere gewissermaßen das Thema des Gottesdienstes an.

Aber, was bedeutet nun dieser Gruß. Der Gruß des Pfarrers oder der Pfarrerin stammt aus dem Römerbrief 1,7. Hier schreibt Paulus an seine Gemeinde in Rom:

An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, und dem Herrn Jesus Christus!

Wir befinden uns also zu Beginn des Gottesdienstes in einer ganz alten Tradition, die vom Stil und der Intention auf Paulus zurückgeht. Damit wird deutlich, dass der liturgische Gruße am Beginn des Gottesdienstes keine Höflichkeitsfloskel ist, sondern theologischer Zuspruch und Segen ist. Gleichzeitig wird mit diesem Gruß zum Ausdruck gebracht, was in diesem Gottesdienst unabhängig von Predigt und Co wichtig ist, nämlich der Zuspruch der zentralen Gaben unseres christlichen Glaubens:

Die Gnade Jesu Christi, die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes.

Während die Gnade Jesu Christi auf die heilbringende, bedingungslose Liebe und Zuwendung verweist, die in Jesu Leben, Tod und seiner Auferstehung sichtbar wurde, ist die Liebe Gottes der intentionale Ursprung der Heilsgeschichte und gilt allen Menschen ohne Vorbehalt. Und schließlich bringt die Gemeinschaft des Heiligen Geistes die lebendige Verbindung zwischen Gott und uns Gläubigen sowie untereinander zum Ausdruck. Kurz mit wenigen Worten wird zum Ausdruck gebracht und vor allem daran erinnert, was Gottesdienst bedeutet, und Gemeinde ausmacht.

Und gleichzeitig haben wir an dieser Stelle wieder ein Bekenntnis zur Trinität, denn der Gruß ist ein dreifacher Segen, der die Gemeinschaft mit dem dreieinigen Gott in den Mittelpunkt stellt.

Aber was bedeutet nun die Antwort der Gemeinde „Und mit deinem Geist“? Das ist eigentlich ganz einfach: Die Gemeinde bringt mit diesem Gruß die gegenseitige Verbundenheit – auch mit dem Pfarrer oder der Pfarrerin - und den Wunsch nach Gottes Gegenwart zum Ausdruck.

Pfr. Martin Dubberke