Nach dem Gruß folgt nun das Vorbereitungsgebet, das bei uns in der Gemeinde auch „Der Mensch vor Gott“ genannt wird. Andere Bezeichnungen für dieses Gebet sind Rüstgebet, Eingangsgebet oder Sündenbekenntnis. Dieses Gebet ist also ein elementarer Bestandteil unseres Gottesdienstes. Die unterschiedlichen Bezeichnungen dieses Gebets machen deutlich, worum es an dieser Stelle des Gottesdienstes geht. Zum einen bereitet man sich nun innerlich auf den Gottesdienst vor, sammelt seine Gedanken und Gefühle, besinnt sich aber auch zugleich dessen, was einen belastet, einem Herz und Seele schwer macht, was einen beschäftigt oder auch von einem anderen Menschen trennt, wo man jemanden verletzt hat oder Unrecht angetan hat. All das legt man in die Bitte um Vergebung hinein und richtet sich dann auf diese Weise auf die Barmherzigkeit Gottes aus. Damit kommt diesem Gebet nicht nur eine große spirituelle Bedeutung zu, sondern auch eine psychologische.
Wenn ich jetzt von der psychologischen Bedeutung dieses Gebets spreche, bedeutet das nicht, dass es sich hierbei um eine moderne Erfindung im Gottesdienst handelt. Die Ursprünge des Vorbereitungsgebets reichen bis in die Spätantike und Frühzeit des Christentums zurück. Ganz bewusst hat Martin Luther später liturgische Elemente aus der römischen Messe übernommen. Und so wurde aus dem Confiteor, also dem Sündenbekenntnis, das Vorbereitungs- oder Rüstgebet. Und genau an dieser Stelle wird etwas spezifisch Evangelisches sichtbar, nämlich das Sola Gratia – also „allein aus Gnade“ erfolgt die Rechtfertigung. Der Mensch kann sie sich weder verdienen noch erkaufen. Und dann spielt hier noch das Sola Fide – also „allein durch Glauben“ eine Rolle, dass die Rechtfertigung im Glauben an Jesus Christus angenommen wird und der Glaube die Antwort auf die Gnade Gottes ist. Mit anderen Worten: Im Vorbereitungsgebet erkennt der Mensch seine eigene Begrenztheit, seine Bedürftigkeit nach Vergebung und schließlich sein Angewiesensein auf Gott.
VORBEREITUNGSGEBET
Liturgin/Liturg: Wir sind angewiesen auf Gott, der die Menschen liebt und sie zu sich ruft. Darum sind wir hierhergekommen: die einen mit Freude und Dank, die anderen mit Sorgen und Ängsten. Was uns bewegt, sprechen wir in der Stille vor Gott aus.
Gebetsstille
Liturgin/Liturg: Gott, unser Vater, höre uns und sprich zu uns, dass wir Mut fassen und deiner Güte gewiss werden.
Gemeinde: Amen.
Pfr. Martin Dubberke