In unserer Johanneskirche in Partenkirchen gibt es im Altarraum eine Bank, gewissermaßen eine Chorbank. Vor einer Weile hat hier Andreas Beer wieder die Rückenlehnen angebracht. Da kam nicht nur ein wenig Wärme in den Altarraum, sondern auch so ein Touch von Chorgestühl. Naja, nur für Menschen mit viel Fantasie.
Aber was ist eigentlich so ein Chorgestühl? Ist das für den Kirchenchor vorgesehen, wenn der mal im Gottesdienst singt und gesehen werden soll?
Die ersten Chorgestühle gab es bereits in den Basiliken des vierten bis siebten Jahrhunderts. Sie wurden als feste Sitzgelegenheiten in den Chorraum eingebaut. Bei der Gelegenheit: Was ist eigentlich ein Chorraum? – Hierbei handelt es sich um den abgegrenzten Bereich um den Hauptaltar herum. Es ist also der Altarraum, aber ursprünglich war dieser Raum dem streng liturgischen Gesang vorbehalten. Daher der Name Chorraum. Dieser Raum war einst nur der geweihten Gemeinschaft, wie Klerikern oder Ordensmitgliedern vorbehalten, während die Gemeindemitglieder im Langhaus – also dem Kirchenschiff - Platz nahmen.
Das Chorgestühl war – um es mal modern auszudrücken – eine ergonomische Unterstützung für den Klerus oder die Mitglieder einer Ordensgemeinschaft, die täglich mehrfach Gottesdienste feierten und hier bei ihren liturgischen Handlungen unterstützt werden sollten. Die klassischen Chorgestühle sind so angelegt, dass man nicht nur darin sitzen und knien kann, sondern sie auch eine Hilfe beim Stehen bieten, indem man sich ein wenig abstützen kann. Diese kleinen Stützhilfen zum Stehen bei langen Gebeten in Form von Stützbrettern werden Miserikordien genannt. Das stammt vom lateinischen „misericordia“ und das bedeutet Barmherzigkeit.
Mit Einsetzen der Reformation und der damit veränderten Liturgie in den Kirchen der Reformation verlor in den Evangelischen Kirchen das Chorgestühl an Bedeutung, da sich der Fokus von der priesterlichen Liturgie hin zur Predigt und dem Gemeindegesang verschob.
Pfr. Martin Dubberke