Heute haben wir als Gastautor Martin Luther. In seiner Predigt zum 18. Sonntag nach Trinitatis über schreibt er das Doppelgebot : … niemand will den Nächsten dienen. Jedermann sieht nur dahin, wie er sich selbst diene und seinen Nutzen schaffe. Darum, wie man durch des Nächsten Liebe könnte Gott dienen: also dient die Welt durchaus dem Teufel, weil sie des Nächsten Liebe so gar nicht achtet. Es wird aber solches ein böses Ende nehmen. Denn wie sollte doch solches unserem Herrn Gott gefallen, weil er seinen Gottesdienst uns so nahe gebracht hat, daß ein jeder aus seinem Hause und Kammer könnte eine goldene Kirche machen, mit schönen Steinen und Perlen geschmückt: und doch solches mutwillig unterlassen, und lieber dem Teufel dienen wollen, denn Gott.
Darum lernet hier, daß wer seinem Nächsten zum Besten dient, der dient nicht allein seinem Nächsten, sondern Gott im Himmel selbst. denn hier steht es, daß Gott sich solches Dienstes will annehmen, als wäre es ihnen selbst geschehen. Denn sonst würde Christus nicht sagen: «das andere Gebot ist den ersten gleich.» Wer sich aber durch dieses nicht bewegen lassen will, daß er hier auf Erden ein Himmelreich könnte anrichten, und ein Gotteshaus und Kirche aus seinem eigenen Hause und Stande machen, der fahre immer hin. Denn gleichwie du hier ein Paradies und Himmel machen könntest, wenn du deinem Nächsten dienst (denn dasselbige heißt Gott im Himmel gedient): also, wenn du deinem Nächsten nicht Dienst, machst du dir selbst eine Hölle auf Erden; denn du dienst dem Teufel, der in die Hölle gehört. Und es liegt nicht daran, ob du solches noch nicht siehst noch fühlst. Es wird mit der Zeit sich finden, daß du es sehen und fühlen, und ein großes Geschrei über dich selbst und deinen großen Ungehorsam schreien wirst. Darum wäre es nötig, daß wir solches wohl lernen und uns stets in der Liebe gegen unseren Nächsten übten. Denn dazu hat uns Gott bereits gegeben Mund, Augen, Hände, Füße, Geld, Gut, Vernunft und anderes, daß wir solcher seinen Befehl nachkommen und uns in seinen Dienst halten können.
Martin Luther