Alles Liebe - oder was? - Ein dialogischer Gottesdienst zum Valentinstag am Aschermittwoch

Alles Liebe
Bildrechte Martin Dubberke - erstellt mit Canva

Was geschieht, wenn Valentinstag und Aschermittwoch auf einen Tag fallen? Man feiert Gottesdienst. In diesem Fall haben Pfarrerin Uli Wilhelm und Pfarrer Martin Dubberke miteinander in einem dialogischen Gottesdienst in der Johanneskirche zu Partenkirchen versucht, beides unter einen Hut zu bekommen. Während Uli Wilhelm sich in ihrer Predigt dem Valentinstag gewidmet hat, hat sich Martin Dubberke in seiner Predigt dem Aschermittwoch gewidmet.

Pfrn. Uli Wilhelm - All you need is love

Liebe Gemeinde,

„All you need is love!“ singen die Beatles.
„Es ist, was es ist“ sagt Erich Fried.
„Die Liebe ist die größte unter ihnen!“, meint Paulus.
„Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“, Marlene Dietrich.

Große Worte über die Liebe! Da fügt sich unsere Jahreslosung 2024 nahtlos ein:

Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

Junge Paare suchen sich dieses Wort aus dem 1. Korintherbrief manchmal als Trauspruch aus. Ja, wir wollen unser ganzes Leben lang in Liebe verbunden bleiben. Die Liebe soll alles umspannen: gute und schlechte Tage, Alltag und Festzeiten, Nähe und Entfernung. Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! Ja, das wär doch was:  Jemand, der uns immer zur Seite steht, für uns da ist, uns hält und tröstet, uns zum Lachen bringt und aufmuntert, jemand der unsere Launen und Fragen aushält, vor dem wir uns nicht verstellen müssen. Der uns so annimmt und liebt, wie wir eben sind. Wer so einen Menschen gefunden hat, der oder die darf sich glücklich schätzen.

Heute ist der Tag der Liebenden, der Valentinstag. Wie so viele unserer Bräuche hat der christliche Wurzeln. „Heiliger der Herzen“ titelte die Süddeutsche Zeitung am Wochenende. Unter der Rubrik „Einem Geheimnis auf der Spur“ ging es um den Heiligen Valentin. Allerdings war nicht wie man es erwartet hätte ein Herz oder eine Rose abgebildet, sondern ein Totenkopf: die Reliquie eines Schädels, der in der Kirche Santa Maria in Cosmedin in Rom aufbewahrt wird. Aufschrift: St. Valentin.

Valentin lebte im 3. Jahrhundert, zu einer Zeit also, in der das Christentum noch nicht Staatsreligion war, sondern als gspinnerter Glaube ein paar weniger Verrückter betrachtet wurde. Er war Bischof in Terni in Mittelitalien. Auf Einladung des berühmten Redners Craton war Valentin nach Rom gekommen und hat dort dessen kranken Sohn Cheremon geheilt. Daraufhin hat sich die gesamte Familie des Craton zum Christentum bekehrt. Doch das ist nicht alles: Als Priester soll Valentin Liebespaare, insbesondere Soldaten, trotz eines Verbots christlich getraut haben. Den frisch verheirateten Paaren hat er Blumen aus seinem Garten geschenkt. Die Ehen, die von ihm geschlossen wurden, standen der Überlieferung nach unter einem guten Stern. Doch seine Glaubenspraxis und seine Zivilcourage waren eine Provokation für die Mächtigen: am 14. Februar 269 soll Valentin auf Befehl des Kaisers Claudius enthauptet worden sein.

Später wurde Valentin als Märtyrer heiliggesprochen und zum Schutzpatron aller Liebenden erklärt. Im 11. Jahrhundert benutzte ein Bischof in der Bretagne den angeblichen Valentinskopf, um damit Brände einzudämmen, Epidemien zu verhindern und alle möglichen Arten von Krankheiten zu heilen. Egal, was man von solchen Legenden halten mag, sie zeigen, dass die Wirksamkeit und Strahlkraft mancher Personen weit über deren Tod hinaus reichen.

Menschen, die couragiert und in Liebe handeln. Menschen, die ihren Kopf hinhalten für andere. Menschen, denen ihre Ideale wichtiger sind als Sicherheit und die ihren Glauben am Ende höher schätzen als ihr Leben – solche Menschen sind Heilige. Für Bischof Valentin jedenfalls scheint das ein Lebensmotto gewesen zu sein: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe!

Und wir? Wie ist das mit uns? Gute Vorsätze fassen wir ja immer wieder, an den Schwellen unseres Lebens: Wenn wir Konfirmation feiern oder Hochzeit, wenn ein Kind geboren oder eingeschult wird, wenn wir uns um einen alten Menschen kümmern: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! Ja, wir möchten das. Aber, jeder und jede kennt’s: schaffen können wir es meistens nicht. Wir entdecken die Schwächen des anderen, werden ungeduldig, unleidig, genervt. Es gibt Meinungsverschiedenheiten, Konflikte und Streit, manchmal auch Sprachlosigkeit, Desinteresse und ein schleichendes, stummes Auseinanderleben. Und irgendwann fragt man sich: wo ist sie denn nun geblieben, die Liebe? Nein, wir alle sind keine Heiligen. Und Heilung, auch in einer Paarbeziehung, ist manchmal ein mühsamer, langer Weg, der viel Energie und guten Willen braucht.

Wär doch schön, wenn man dann so einen Valentinsschädel hätte, der Wunder wirken und Katastrophen verhindern würde. Haben wir aber nicht. Denn der liegt in Rom und schaut seine Besucher mit großen Augen aus seinem goldenen Rahmen an. Aber wir haben etwas anderes: Wir haben die Erinnerung an die große Trotzkraft des Valentin. Trotz Verbot hat er sich getraut, Liebende zu trauen. Trotz Bedrohung ist er seinen Weg unbeirrt weitergegangen. Trotz Gefahr, Angst und Tod hat er seinen Glauben über alles andere gestellt.

Könnte von dieser heiligen Trotzkraft etwas abfärben auf uns? Ich wünsche es uns allen, die wir in Beziehungen leben, egal ob mit einem Partner, einer Partnerin, mit Kindern, Kolleginnen oder Freunden: Diese Valentins-Haltung: Nein, du bist nicht immer so, wie ich es mir wünschen würde. Trotzdem achte ich dich. Nein, du entsprichst nicht allem meinen Erwartungen, trotzdem geh ich mit dir durch dick und dünn. Ja, unser Streit hat mir wehgetan, trotzdem schenke ich dir Blumen und bitte dich um einen Neuanfang. Eine solche heilige Trotzkraft hilft uns, zu leben- Und sie hilft uns, auch in schwierigen Zeiten dem Motto des Paulus zu folgen: Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe! Denn: Es ist, was es ist. All you need is love. Denn sie ist die größte unter ihnen.

Amen.

Pfarrer Martin Dubberke - Am Aschermittwoch fängt alles an

Am Aschermittwoch
Ist alles vorbei
Die Schwüre von Treue
Sie brechen entzwei
Von all deinen Küssen
Darf ich nichts mehr wissen
Wie schön es auch sei
Dann ist alles vorbei.

Jupp Schmitz

 

Pfr. Martin Dubberke vor der Johanneskirche in Partenkirchen
Bildrechte Martin Dubberke

Ja, liebe Geschwister,

jetzt ist alles vorbei. Bis gestern haben wir alle noch einmal wunderbar gefeiert, als gäbe es kein Morgen mehr. Rauschende Bälle. Hundeschlittenrennen, Maschkera und was weiß ich noch alles. Alle haben ihren Spaß gehabt. Und wer weiß, was in neun Monaten sein wird, ob dann die Taufanfragen mit einem Male nach oben gehen werden.

Aber wer weiß, vielleicht gehen ja auch die Anfragen für Trauungen nach oben, weil sich in diesen Tagen Menschen kennen- und lieben gelernt haben. Und vielleicht sind dann die Schwüre von Treue nicht vorbei, sondern fangen erst an.

Es war so schön, als ich heute Morgen in meinem Lieblingsblumenladen „Wild & Wundervoll“ war, um für meine Frau einen Blumenstrauß zu kaufen. Da traf ich auf einen Mann, den ich am 9. März trauen werde. Auch er kaufte seiner Frau Blumen und dann sagte er zur Blumenhändlerin: „Ich komme mal in den nächsten Tagen zu ihnen, weil meine Frau und ich werden bei Herrn Pfarrer Dubberke heiraten und da brauchen wir Blumen und ganz viel Blumenschmuck.“

Also, am Aschermittwoch ist nicht alles vorbei. Ganz im Gegenteil. Am Aschermittwoch fängt alles an. Am Aschermittwoch fängt die Passionszeit an, und dass ausgerechnet heute Aschermittwoch und der Valentinstag auf einen Tag fallen, ist für mich ein ganz besonderes Zeichen, weil es auch in der Passionszeit um nichts anderes als die Wiederentdeckung der Liebe geht. Aber aus einer ganz anderen Perspektive.

Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen! 

1. Korinther 16,14

Und? Lassen wir alle unsere Dinge in der Liebe geschehen? – Kommt, seid ehrlich! Uli hat ja gerade ganz viel über die Liebe zwischen Menschen, und zwischen Paaren gesprochen. Halten wir es da immer mit der Liebe durch? Ich glaube, dass es oft so ist, dass eher die Liebe durchhält. Und ich glaube, dass es manchmal sehr schwierig ist, die Liebe konsequent durchzuhalten.

Wenn ich mit Brautpaaren den Weg Richtung Trauung gehe und das sind bei mir in der Regel drei bis fünf vorbereitende Gespräche, dann erzähle ich immer mit einem Augenzwinkern, dass ich meine Frau mindestens dreimal die Woche umbringen könnte und meine Frau mich sicherlich öfter, aber das Großartige daran sei, dass ich mir keinen anderen Menschen an meiner Seite vorstellen kann und mit keinem anderen Menschen an meiner Seite mein Leben verbringen möchte, auch wenn es manches Mal anstrengend ist und ich sicherlich noch anstrengender bin. Liebe ist eben keine Rosamunde-Pilcher-Geschichte, sondern dramatisch, lustig, tragisch, fröhlich, tiefschürfend oder einfach genial.

Liebe bedeutet aber auch miteinander zu ringen, miteinander um das Gute zu ringen. Liebe bedeutet, die Grenzen des anderen kennenzulernen. Liebe ist keine Garantie, Verletzungen auszuschließen. Liebe ist aber die Einladung, schuldhaftes Verhalten zu erkennen, zuzugeben, umzukehren und einander zu verzeihen.

Nichts anderes sollen wir in der vor uns liegenden Zeit erfahren und erleben. Die sieben Wochen Passionszeit, die nun vor uns liegen, sind eine Zeit, in der wir unsere Gewohnheiten und Selbstverständlichkeiten in Frage stellen dürfen. Das ist eine große Herausforderung, die uns an die eigenen Grenzen führen kann und soll, lustvoll wie leidvoll. In diesen sieben Wochen können wir Erfahrungen machen, die wir sonst nicht machen. Wir können feststellen, was wir alles können und zuweilen auch, was wir alles nicht brauchen. Mit Aschermittwoch fängt eine Zeit an, in der wir unser Leben bewusster wahrnehmen können, mit Gott mehr als sonst in Gespräch kommen können. Nur 11% der Menschen in Deutschland beten noch täglich, 8% nur einmal in der Woche und 47% beten nie. Das bedeutet, aber positiv gesprochen, dass in unserem Land immerhin jeden Tag 9.152.000 Menschen beten, also jeden Tag mit Gott sprechen. Das sind nahezu fünf Millionen mehr Menschen, als gestern Abend um 20:00 Uhr die Tagesschau gesehen haben. Die haben nämlich nur 4,77 Millionen Menschen gesehen. Die Lage ist also nicht hoffnungslos.

Ich stimme dem Jupp Schmitz schon zu, dass am Aschermittwoch alles vorbei ist, nämlich das alte Leben. Von heute an begeben wir uns auf den Weg zum neuen Leben. Wir bereiten uns auf den Neuanfang unseres Lebens in der Osternacht vor, dann wenn alles durch die Liebe Jesu neu für uns wird. Wir noch einmal von Vorn anfangen können, weil Jesus Christus für unsere Sünden gestorben ist. Am Aschermittwoch fängt unser neues Leben an, wir legen in dieser Zeit alles ab, was uns an der Liebe hindert. Wir üben in dieser Zeit alles, was wir in der Liebe besser machen können, um am Ende das zu tun, was uns Paulus in seinem ersten Brief an die Korinther als Lebensmaxime auf den Weg gegeben hat:

Alle eure Dinge lasst in der Liebe geschehen! 1. Korinther 16,14

Amen.

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AUF DEM WEG ZUR KIRCHENVORSTANDSWAHL 2024

 

KV-Wahl 2024
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Im Herbst 2024 wählen die knapp 2 Millionen wahlberechtigten Mitglieder der rund 1500 Kirchengemeinden unserer bayerischen Landeskirche ihre Leitungsgremien.
Genauer gesagt: den Kirchenvorstand.


Wahltag ist der 20. Oktober 2024.

 


 

Stimm für Glücksmomente
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Die Kirchenvorstände prägen entscheidend, wie kirchliches Leben bei uns in Zukunft aussieht.
Sie sind eingeladen, an den Wahlen mitzuwirken und so Kirche mitzugestalten.

Auch in Ihrer Kirchengemeinde stellen sich viele begabte und motivierte Ehrenamtliche zur Wahl.

Ab dem 16.06.2024 werden die Kandidierenden Ihrer Kirchengemeinde vorgestellt.

Kandidieren kann, wer Gemeindemitglied ist und zu Beginn der Amtszeit am 1. Dezember 2024 das 18. Lebensjahr vollendet hat. Nach der Wahl wird das Gremium durch Berufung ergänzt – das ist bereits ab 16 Jahren möglich. Insbesondere soll dadurch die Übernahme von Leitungsaufgaben durch junge Menschen gefördert werden.

 

 

 

 


 

Stimm für Dynamik
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Mit der Briefwahl können Sie ganz einfach von zu Hause ihre Stimme abgeben.

Wählen dürfen alle, die am 24. Oktober 2024 mindestens 16 Jahre alt sind und seit wenigstens drei Monaten der Kirchengemeinde angehören. Konfirmierte Jugendliche dürfen bereits ab 14 Jahren wählen.

Neben der Briefwahl können Sie auch an der Urne wählen. Die Wahllokale werden von Ihrer Kirchengemeinde bekannt gegeben.

Alle Unterlagen einschließlich Stimmzettel versendet ein Dienstleister im Auftrag der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern direkt an die Wahlberechtigten.

 

 

 

 


 

Stimm für heilige Momente
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Stimmen Sie am 20. Oktober für Ihre Kirche und damit auch für die Werte,
die durch Angebote und Projekte der Evangelischen Kirche in Bayern das Leben von vielen Menschen positiv prägen.

Weitere Informationen finden Sie auf www.stimmfürkirche.de