Zwei Chor- und Orchesterkonzerte mit Lesung "VERLEIH UNS FRIEDEN" am 22.11. um 20 Uhr in der Johanneskirche Garmisch-Partenkirchen und am 23.11. um 17 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche Mittenwald
Einen Weg zum Frieden zeichnet unser Konzert nach. Es beginnt mit einem verzweifelten Aufschrei, entstanden aus dem sich immer wiederholenden Hoffen und Bangen eines jeden Menschenlebens. Schostakowitschs Passacaglia liegt das wohl unruhigste Bass-Ostinato der Musikgeschichte zugrunde. Anders als andere derartige Werke strebt es nicht in einer Steigerung auf eine Erlösung hin, sondern endet nach einem Ausbruch in erschöpfter Ruhe.
Der Kanon "Schalom Chaverim", der sich trotz seiner äußerlichen Einfachheit zu einer achtstimmigen Raummusik auffaltet, lässt danach das Grundthema Frieden des Konzerts anklingen.
Toten- oder Ewigkeitssonntag wird der letzte Sonntag im Kirchenjahr, der dem 1. Advent vorausgeht genannt. Dies klingt in Puccinis Requiem an, das er 1901 zur Trauerfeier für Giuseppe Verdi geschrieben hat. "Lass sie ruhen in Frieden" heißt es in dem lateinischen Text aus der Liturgie der Totenmesse.
Auch das folgende Stück, die Äquatorialpassacaglia, thematisiert Ewigkeit und Unendlichkeit - hat sie doch, als Modulation durch alle zwölf Tonarten, die wieder ihren Augangspunkt erreicht, kein Ende, sondern wiederholt sich ewig wie der Äquator eines kreisenden Himmelskörpers, wie Mitgardschlange oder Ouroburos aus der Mythologie. Dabei folgt sie dem Motto von Kapitän Nemos Nautilus "mobile in mobilis".
Die "Elegie auf das Ende des ewigen Eises" entstand auf Initiative von Pfarrerin Ulrike Wilhelm, die plakativ 2023 einem der schmelzenden Zugspitzgletscher ein Requiem widmete. Das Stück orientiert sich an Dreig´sang, argentinischer Zamba, Gregorianik und Choralbearbeitung.
Der erste Komponist, der über die Hugenotten-Melodie aus der Elegie einen Satz schrieb, war der Komponist Claude Goudimel. Der Schöpfungspsalm 8 aus dem Alten Testament ist neben dem Römerbrief des Paulus die Textgrundlage.
Bachs Motette "Komm, Jesu, komm" ist eines seiner Vokalwerke, das ganz ohne eigene Instrumentalstimmen auskommt. Indem wir wir die Stimmen sowohl gesungen als auch gespielt erklingen lassen und den Generalbass mitgehen lassen, folgen wir der Aufführungspraxis der Barockzeit. Die Textzeile "Du bist der wahre Weg, die Wahrheit und das Leben" wird wohl keinem, der das Stück je gesungen hat, wieder ganz aus dem Gedächtnis verschwinden.
Die hochromantischen Klänge Elgars vermitteln unter vielem anderen den Eindruck, dass die Sprache der Musik ohne Verlust auf das gesprochene Wort verzichten kann.
Heinrich Schütz Motette "Verleih uns Frieden gnädiglich" wird in unseren Zeiten nicht ohne Grund häufig aufgeführt. Ihre Entstehung zum Ende des 30jährigen Krieges 1648 und ihre Hinwendung zu Gott als dem einzigen legitimen Streiter für alle Menschen, wie es in der hier vertonten Strophe von Martin Luther heißt, leitet vielleicht doch einen Schritt weiter auf dem unserem Weg zu ein wenig Vervollkommnung.
Dmitrij Schostakowitsch, Passacaglia für Orgel (aus der Oper "Lady Macbeth aus Mzensk") 1931
anon. Kanon "Schalom chaverim" (Solisten, Chöre und Instrumentalisten)
Giacomo Puccini, Requiem für Chor, Bratsche und Orgel 1901
Wilko Ossoba-Lochner, Äquatorialpassacaglia für Streichquintett (Kammerorchester-Fassung)
Wilko Ossoba-Lochner, Elegie auf das Ende des ewigen Eises für 3 Frauenstimmen, Bombo legüero (Fassung mit weiteren Singstimmen und Kammerorchester)
Claude Goudimel, Psalm 8 "Wie herrlich gibst du, Herr, dich zu erkennen", Tenor-Cantus-Firmus-Satz zu vier Stimmen (Chöre mit Solisten und Instrumente)
Johann Sebastian Bach, Motette "Komm, Jesu, komm" zu 8 Stimmen in zwei Chören BWV 229 (Solisten, Dekanatsjugendchor CANTORIX, Kantorei Werdenfels, Murnauer Kammerorchester und Generalbass)
Edward Elgar, 2. Satz der Streicherserenade (Murnauer Kammerorchester)
Heinrich Schütz, Motette zu 5 Stimmen "Verleih uns Frieden" aus der Geistlichen Chormusik 1648 (Chöre mit Solisten, Instrumente, Generalbass).
