ANgeDACHT - In hundert Jahren

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Vor einigen Jahren habe ich mit Schülern eine Übung gemacht, eine Gedankenreise: Malt euren Lebensweg von der Geburt bis zu eurem 1. Schultag. Bei zwei Geburtstagen an die du dich erinnerst stellst du Schilder auf und malst was drauf, das dich damals am meisten gefreut hat. Und dann mal noch weiter und stellt Schilder auf, auf denen nur noch Jahreszahlen draufstehen: 30 – 40 – 50 bis 100.  So, und dann stell dich in Gedanken ganz ans Ende hin. Dann dreht euch um und schaut zurück. Was seht ihr da alles? Was soll da alles sein?Den Kindern macht diese imaginierte Rückschau immer viel Freude. Sie sehen die Zeit, die sie ja noch vor sich haben und sie füllen sie an mit Hoffnungen, Erwartungen und Wünschen.

Wenn wir Erwachsene uns auf diese Gedankenreise in die Zukunft machen, überfällt uns eher Schrecken: Da gibt es ein Ende! Ob 100 oder 110 – Wir Menschen müssen sterben! Diese Erkenntnis, dass mein Leben todsicher mit meinem Tod endet, erschreckt uns so sehr, dass wir sie meisterhaft verdrängen. 

Die Corona-Krise bringt diese Verdrängung nun verschärft ans Licht.

Bei manchen Menschen bricht förmlich Panik aus, andere versuchen das Problem zu ignorieren und wieder andere versuchen alles Mögliche, um das Virus „in den Griff“ zu bekommen.

 

Zwei Dinge dazu:

1. Hirn einschalten! Oder den gesunden Menschenverstand gegen all die Verschwörungstheorien walten lassen. Also: Mundschutz hilft besser als irgendein Strahlenabwehrhut. Aber auch ein Mundschutz ist keine Versicherung.

2. Habt Verständnis für einander. Einer hat mehr Angst als der andere, aus unterschiedlichen Gründen. Und jeder geht mit der Angst anders um. Rücksicht hilft. Und auch die Bitte um Rücksichtnahme hilft mehr als Anschnauzen.

So und jetzt stellen wir uns nochmal an das 100 Jahre Schild unseres Lebensweges und schauen zurück. Ach ja, da gab es mal eine Krankheit. Und diese Krankheit, diese Pandemie, lehrte uns das Leben neu zu sehen, weil wir damals alle mit dem Tod konfrontiert wurden.

Und in dieser neuen Sichtweise auf unser Leben, da fanden so viele Menschen damals einen großer Schatz:

Herr, lehre mich, dass ich sterben werde, auf dass ich klug werde. Klug heißt es da. Nicht panisch, hektisch, verzweifelt oder resigniert, sondern KLUG sollen wir werden. Klug unser Leben auskosten bis zum Ende, jeden Tag jede Stunde, jeden Atemzug. Der Tod ist wie ein Rahmen, der unser Leben umschließt, es begrenzt, aber gleichzeitig Kontur gibt und all seine Kostbarkeit zum Strahlen bringt.

Hoffentlich bis ganz bald in Verbundenheit

Ihre Pfarrerin Irene Konrad


PS

Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne 

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