ANgeDACHT - Gott sucht, heilt und stärkt

Pfarrer Martin Dubberke
Bildrechte Johannes Dubberke

„Ich will das Verlorene wieder suchen und das Verirrte zurückbringen, das Verwundete verbinden und das Schwache stärken.“ (Hesekiel 34,16) - Der Monatsspruch für den November klingt wie eine sanfte Verheißung inmitten grauer Tage. Wenn das Licht kürzer wird, der Nebel sinkt und die Welt stiller zu werden scheint, spricht Gott in das Dunkel hinein Worte der Nähe und der Zuwendung. Der Prophet Hesekiel überliefert sie aus einer Zeit, in der das Volk Israel zutiefst erschüttert war: verloren, vertrieben, verunsichert. Und mitten in diese Erfahrung hinein verspricht Gott, selbst der Hirte zu sein, der sucht und sammelt, heilt und stärkt.

Im November, wo die Natur sich zurückzieht, erleben viele Menschen eigene Verluste neu. Die Gedenktage rücken uns die Vergänglichkeit des Lebens vor Augen. Am Ewigkeitssonntag erinnern wir uns an die, die wir vermissen, und dürfen gleichzeitig hoffen, dass sie in Gottes Ewigkeit geborgen sind. Dieses Spannungsfeld zwischen Abschied und Hoffnung, zwischen Dunkel und neuem Licht trägt dieser Monat in sich. Denn noch im November, am Ende des Kirchenjahres, bricht mit dem 1. Advent die Verheißung des Neuanfangs auf.

Hesekiels Worte leuchten gerade jetzt: Gott bleibt nicht fern. Er wendet sich den Verwundeten zu – den Menschen, deren Leben von Schmerz und Angst gezeichnet ist. Wenn wir auf unsere Welt schauen, sehen wir so viele Verwundungen: Kriege in der Ukraine, in Gaza, im Sudan, und dazu das Schweigen, die Trauer, das Unverständliche. Der Monatsspruch lädt uns ein, diese nicht zu übersehen und zugleich eine Gottes Zusage festzuhalten: Er sucht das Verlorene und gibt auf niemanden auf.

Vielleicht kann der November so zu einem geistlichen Weg werden: innezuhalten, hinzuhören, zu trösten. Wer den Ruf dieses göttlichen Hirten hört, darf auch selbst zum Werkzeug seines Friedens werden – dort, wo man jemanden sucht, aufrichtet oder verbindet. Gott heilt nicht nur, er sendet auch. So trägt dieser Monat, trotz seines Schattens, die Verheißung von Licht in sich.

Ich wünsche Euch von Herzen einen gesegneten November

Euer Pfarrer Martin Dubberke