Wege ins Christsein wagen - Junge Menschen und Kirche?

Kuppelkreuz und Wetterhahn auf der Johanneskirche
Bildrechte Martin Dubberke

Die Hälfte unserer Gesellschaft in Deutschland ist inzwischen konfessionslos, 9 Millionen evangelischer Christen sind in den letzten 10 Jahren aus ihrer Kirche ausgetreten. Wie steht es auf diesem Hintergrund mit unseren Jugendlichen, konkret mit unseren Konfirmanden/Innen und ihrem Verhältnis zur Kirche, zu ihrer Gemeinde zum christlichen Glauben?

Ein Fragebogen für den aktuellen Jahrgang der Konfis unserer Gemeinde ergab folgende Antworten und Vorschläge:

Gesamt wurden 42 Fragebögen bearbeitet.

Im ersten Themenkreis

nach den Gründen für ihre Entscheidung, konfirmiert zu werden, gefragt, gaben

  • 26 an „weil ich getauft bin, und es in unserer Familie so üblich ist“:
  • 9, „sich mein Freund/meine Freundin auch konfirmieren lässt“,
  • 15, „es ein schönes Familienfest gibt, und ich Geschenke bekomme“,
  • 23, „ich gerne Christ/Christin bin und zu unserer Gemeinde gehören möchte“,
  • „andere Gründe“ waren je 3x, „ich Interesse an der Gemeinde habe“, „es mir wichtig ist“,
  • 1x „ich mich für Religion interessiere“,“ich im Konfi-Unterricht schöne Erfahrungen sammeln will“,
  • 6 „ich möchte Konfi-Leiter werden“.

Die meisten kreuzten, 2-3 Gründe an.

Das 2. Thema 

„Wenn ich konfirmiert bin, würde ich gerne etwas in der Gemeinde machen“ wurde beantwortet:

  • 23 x „Konfi-Leiter werden“,
  • 10x „Musik hören, und ich singe gern“,
  • 4x „Jugendarbeit“,
  • 3x „Feste feiern, aktiv mitgestalten“,
  • 1x „am Kinderbibeltag helfen“,
  • 2x „ich weiß nicht, was man machen könnte,“
  • 1x „in die Kirche gehen“,
  • 12x ohne Antwort.

Ergebnisse zur 3. Frage

a.) „Ich gehe gern in den Gottesdienst, weil:

  • 16 x gaben die Konfis an:
    • „Ich Zeit für mich habe“,
    • „ich nicht soviel lernen muss“,
    • „kein Stress“,
    • „nachdenken“,
    • „auf andere Gedanken kommen“,
    • „neue Perspektive“, „Ruhe haben“, 
  • 5x „andere treffen“
  • 1x „schöner als mein Religionsunterricht“....,
  • 3x „schön bei   Pf/In Konrad“,“
  • 1x „geborgen sein, schönes Gefühl“,
  • 1x „schön, ab und zu in die Kirche gehen und beten“.

b.) Ich gehe nicht so gerne in den Gottesdienst, weil:

  • 21x: „Der Gottessdienst ist nicht spannend“,
    • „er ist eintönig“,
    • „keine für mich interessanten Themen“,
    • „die Predigten sind zu lang“,
    • „Bibeltexte sind schwierig“,
    • „ich fühle mich nicht angenommen“,
    • 8x: „ich möchte nicht so früh aufstehen“,
    • „in Ruhe frühstücken“,
    • „es dauert zu lang“,
  • 6x „es ist zu kalt im Winter“,
  • 3x „es sind eintönige Lieder“.

Zum Thema Gottesdienst wurden mehr negative Antworten als positive formuliert.

Zu Nr.4 des Fragebogens

Das würde ich gerne in unserer Kirche/Gemeinde anders und neu machen,

schrieben die Konfirmanden:

  • 15x: „Interessantere Themen,
    • „aktive Beteiligung“,
    • „Wunschzettel aushängen“,
  • 7x „gemütlicher“,
    • „bequemere Bänke“,
    • gemeinsames Essen“,
  • 4x „bessere Heizung“,
  • 3x „Gottesdienste draußen“,
    • „neue Gesangbücher anschaffen“,
    • „neue modernere Lieder“,
  • 2x „späterer Termin“,
    • „kürzerer Gottesdienst oder am Nachmittag“,
  • 3x „mehr Leute sollen in die Kirche kommen“,
  • 3x „mehr Veranstaltungen in der Gemeinde“,
    • „Spieleangebote“,
    • auch explizite Ideen kamen,
      • „kirchengeschichtliche Themen, wie M. Luther oder Kreuzzüge“,
      • „Themen für die Jugendlichen/Konfis im Internet angeben, Gottesdienst erklären“.

Was sagen uns diese Äußerungen?

Trotz der „Momentaufnahme“ mit relativ wenigen Befragten ergibt sich meiner Meinung nach ein sehr überzeugendes und eindeutiges Bild:

  • Die Jugendlichen wünschen sich, dass die Gemeinde viel mehr auf ihre ureigenen Bedürfnisse eingeht und für sie besondere Gottesdienste und Angebote gestaltet.
  • Sie bekennen sich mit ihrer Konfirmation positiv zum Christsein und ihrer Gemeinde, berufen sich dabei in der Mehrzahl auf die Tradition ihrer Familie,
  • wünschen sich Gemeinschaftserlebnisse und möchten in einer erstaunlichen Zahl „Konfi-Leiter“ werden und gemeinsame Freizeiten in „Libi“ verbringen, Feste feiern, mitgestalten und in der Gemeinde wahrgenommen werden.
  • Traurig ist, wie wenig sie sich im Gottesdienst „zuhause“ fühlen. Sie haben kaum Bezug zum Gottesdienstgeschehen, kennen Choräle nicht, wünschen sich andere „modernere Lieder“, die Predigten empfinden sie als zu lang, nicht sie selbst betreffend, die biblischen Texte als schwierig zum Verstehen.
  • Erstaunlich ist, dass die Mehrzahl, soweit sie ein positives Argument für einen Gottesdienstbesuch formuliert, Ruhe sucht, eine Gelegenheit ohne Stress zum Nachdenken, um zu sich selbst zu finden - also meditative Formen?
  • Erwähnt sind auch einige mehr äußerliche Dinge,wie eine wärmere Kirche, bequemere Sitzgelegenheiten, Gottesdienst zu einem späteren Zeitpunkt, um in Ruhe frühstücken und ausschlafen zu können.
  • Gefreut hat mich, dass ihnen - obwohl wenig Beziehung zu Liturgie und Chorälen- Musik guttut und nicht wenige gerne singen würden, nur eben andere Lieder.

 

Kinder und Jugendliche brauchen in allen Phasen des Heranwachsens für ihr Leben Erfahrungen der Geborgenheit wie der Sensibilisierung und Orientierung für ihre Fragen nach dem Sinn des Lebens und für ihre Bedürfnisse.

So wichtig hierfür das Elternhaus ist, ein lebendiges, jugendgerechtes und kreatives Gemeindeleben hat dabei wichtige Chancen und Aufgaben.

Nehmen wir die Vorstellungen und Wünsche der jungen Menschen ernst, bemühen wir uns um Angebote für Kinder- und Jugendgruppen, gewinnen wir sie zur Mitarbeit,

damit sie „ihr Zuhause“ in unserer Gemeinde finden können, und versuchen wir ihnen mit Überzeugungskraft zu vermitteln, dass biblische Botschaft und christliche Glaubenstradition immer wieder neu und lebendig, aber nie überholt und langweilig, sondern ein spannendes Angebot für ihr Leben sind!

Helga Müller-Bardorff M.A.

Dieser Beitrag stammt aus unserem Gemeindebrief "neue wege wagen" erschienen im Frühjahr 2022

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