Gemeindebrief ONLINE - Editorial

Bildrechte beim Autor
Eigentlich sollte ja in diesen Tagen der neue Gemeindebrief erscheinen. Doch dann hat uns Corona hier einen Strich durch die Rechnung gemacht. Die ganze Gottesdienstplanung und alle Veranstaltungen waren plötzlich Makulatur. Die Grafik hatte schon die ersten Seiten entworfen und traurig stellten wir miteinander fest, dass es eine sehr schöne Ausgabe geworden wäre. Dabei hatten wir auch ein so schönes Thema gewählt: Aufbruch.

Wer hätte damals, als wir die Ausgabe geplant haben, gedacht, dass das noch einmal eine ganz andere Dimension von Aufbruch geben würde, als die, die wir im Kopf hatten? Wir dachten z.B. an Aufbruch in ein neues Leben als Ehepaar. Und? Bis auf weiteres sind alle Trauungen abgesagt oder verschoben auf einen späteren Zeitpunkt, in der Hoffnung, dass es dann stattfinden kann.

Wir dachten auch an Aufbruch in einen neuen Lebensabschnitt, sprich die Konfirmation. Tja, nun haben wir die Konfirmation auf einen unbekannten Zeitpunkt verschoben und, ob wann wir mit dem nächsten Konfirmandinn*enjahrgang beginnen können, steht auch noch in den berühmten Sternen.

Bei Aufbruch dachten wir auch an die Urlauberseelsorge als Aufbrechen auf den Berg und so auf ganz besondere Weise Gottes Schöpfung zu erfahren und zu sehen, mit Gottesdiensten auf unseren schönen Bergen. Tja, das mit dem Urlaub ist in diesem Jahr so eine Sache und das mit den Gottesdiensten im Freien ist - wie ich jetzt gelernt habe - auch nicht so ohne.

Und so könnte ich die Liste noch eine ganze Weile weiter fortsetzen. Wir sind in der Zwischenzeit aufgebrochen, wie gesagt, anders als wir gedacht haben. Wir haben viele neue Wege beschritten, um weiterhin mit Ihnen und Euch zu sein, um trotz allem die Gemeinschaft miteinander zu leben und zu erfahren, zu der wir durch unseren Glauben miteinander verbunden sind. Vor diesem Hintergrund hat mich dieser Tage eine Textpassage aus Dietrich Bonhoeffer "Gemeinsames Leben" - einem seiner bekanntesten Werke - sehr bewegt:

"Es gibt wohl keinen Christen, dem Gott nicht einmal in seinem Leben die beseligende Erfahrung echter christlicher Gemeinschaft schenkt. Aber solche Erfahrung bleibt in dieser Welt nichts als gnädige Zugabe über das tägliche Brot des christlichen Gemeinschaftslebens hinaus. Wir haben keinen Anspruch auf solche Erfahrungen und wir leben nicht mit anderen Christen zusammen um solcher Erfahrungen willen. Nicht die Erfahrung der christlichen Bruderschaft, sondern der feste und gewisse Glaube an die Bruderschaft hält uns zusammen. Dass Gott an uns allen gehandelt hat und an uns allen handeln will, das ergreifen wir im Glauben als Gottes größtes Geschenk, das macht uns froh und selig, das macht uns aber auch bereit, auf alle Erfahrungen zu verzichten, wenn Gott sie uns zu Zeiten nicht gewähren will. Im Glauben sind wir verbunden, nicht in der Erfahrung."

Ich glaube, dass wir gerade genau in eine solche Zeit aufgebrochen sind, in der wir genau diese Erfahrung machen können und dürfen. Das ist nicht einfach, sondern im wahrsten Sinne des Wortes herausfordernd und kann uns an unsere Grenzen bringen. Aber wir sind nicht aus der Welt. Wir als Pfarrerinnen und Pfarrer Eurer und Ihrer Gemeinde sind unverändert für Euch da. Wir sind erreichbar via Telefon, E-Mail und manche von uns auch via WhatsApp, Skype, Facetime und Co. 

Bildrechte beim Autor
Und es gibt dabei Dinge, die eine Renaissance erleben, wie z.B. die gute alte Postkarte. Wir haben einfach mal an alle Haushalte in unserer Gemeinde eine optimistische Postkarte geschickt und sind sehr dankbar für das positive Echo. Nebenbei gesagt, es war schon ein nettes Abenteuer ein paar Tausend Briefmarken zu kaufen. Wer denkt, dass man da mal auf die Post geht, das Geld auf den Tisch des Hauses legt und man dann mit den Briefmarken nach Hause gehen kann, täuscht sich. Aber die Geschichte kann Ihnen gerne Steffi Ehrlich, eine unserer beiden neuen Pfarramtssekretärinnen, erzählen. 

Bildrechte beim Autor
Na, und dann haben wir uns an Videoandachten versucht, die wir fleißig Woche für Woche produzieren. Auch das war ein Aufbruch. Schließlich ist nicht jeder von uns mit dem Medium Film erfahren und wir haben ja auch keine entsprechende Technik dafür. Aber mit einem iPad und viel Liebe ausgestattet kann man doch eine ganze Menge machen. So haben wir inzwischen fünf Videoandachten aufgenommen und via Youtube auf unserer Internetseite eingebunden. Insgesamt sind diese Andachten in dieser kurzen Zeit schon 840mal aufgerufen worden und wir freuen uns über die wirklichen viele Mails und Anrufe, die uns nach diesen Andachten erreichen.

Naja, und dann sind wir aufgebrochen und schreiben jeden Mittwoch und Sonntag ein ANgeDACHT, einen kurzen geistlichen Impuls, den wir auf unserer Internetseite veröffentlichen und auch zum Download und Ausdruck anbieten, damit der eine oder andere, dem Nachbarn, der kein Internet hat, aber gerne soetwas lesen möchte, ausdrucken und in den Briefkasten werfen kann und mit in den Einkauf packen kann, denn auch die Seele braucht Futter - und ganz besonders in diesen Zeiten.

Und wer weiß, wohin wir noch in diesen Zeiten aufbrechen werden und was wir noch miteinander entdecken werden. Es sind spannende, herausfordernde Zeiten, die nicht für alle leicht zu schultern sind. 

Nun werden wir halt einen Teil der Beiträge hier an dieser Stelle Tag für Tag veröffentlichen. 

Bildrechte beim Autor
Also, bleibt nun behütet wunderbar!

Herzlichst

Ihr und Euer Pfr. Martin Dubberke