ANgeDACHT - Bleiben Sie gesund

Pfarrerin Birgit Schiel
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Soll das ein schlechter April-Scherz sein? „Bleiben Sie gesund“?!  - In der aktuellen Situation könnten diese Worte in den Verdacht geraten, als ein trauriger, schlechter Scherz zu gelten.

Und dennoch hört man sie überall. An der Kasse am Supermarkt, bei der Post. Wenn man sich auf der Straße begegnet und kurz in sicherem Abstand miteinander redet, verabschiedet man sich mit diesen Worten. Fremde wünschen sich gegenseitig diese Worte, bei jedem Telefonat höre ich es zum Abschied: „Bleiben Sie gesund.“

Früher hieß das „Einen schönen Tag noch“ oder dergleichen. Leichtfertig und wie eine nicht ganz ernst gemeinte Floskel wurden sie gesagt. Man sah den anderen dabei nicht mal an, es war einfach Teil der gesellschaftlichen Höflichkeit. Wenn heute jemand einem eigentlich Fremden an der Kasse sagt „Bleiben Sie gesund“ dann ist da plötzlich ein ganz anderes Gewicht dahinter. Der Wunsch ist ernst gemeint und bedeutet noch viel mehr: „Bleiben Sie, der Einzelne gesund, damit wir ALLE gut durch die Krise kommen. Bleiben Sie gesund, weil wir jeden brauchen. Bleiben Sie gesund, denn wenn Sie gesund bleiben, habe ich auch eine Chance, gesund zu bleiben. Und wenn Sie krank werden, kann es auch mich treffen.“ 

Es sind drei Worte gegen die Angst. Drei Worte der Hoffnung. Drei Worte zum Durchhalten. Drei Worte des Segens. - Segens? Ja, drei Worte des Segens. „Segen“ kommt von lateinisch „signum“ - das Zeichen. Durch ein Zeichen, zB das Kreuzzeichen, sollen Personen oder Sachen Anteil an göttlicher Kraft oder Gnade bekommen. Der christliche Begriff Segen entspricht dem lateinischen Wort benedictio, abgeleitet von benedicere aus bene („gut“) und dicere („sagen“). Dem Gegenüber etwas Gutes sagen, ihm Gutes wünschen. Und tun wir das nicht alle gerade gegenseitig? Wir wünschen uns gegenseitig Gutes, und wir meinen es so, es ist nicht leichtfertig daher gesagt. 

Und was ist mit den Menschen, die krank geworden sind? Mit den Menschen, die schon an anderen Krankheiten gelitten haben, bevor der Corona-Virus in die Welt kam? Sind die nicht gesegnet? Wünschen wir Ihnen nicht ernsthaft, dass sie gesund werden? „Bleiben Sie gesund“ trifft es bei ihnen nicht, sie waren ja schon krank. Hat Gott sich von ihnen abgewendet, seinen Segen, seine Gnade, sein Kraft weggenommen, weil sie krank sind? 

Nein, niemals. Gott ist ein Gott, der in den Schwachen mächtig ist, der uns beisteht bis in den Tod und darüber hinaus. Bewiesen am Kreuz, bewiesen in der Auferstehung. Wer dies glaubt und vertraut, wird in der Tat selig. 

Hier sind noch drei Worte, die uns Gutes wünschen. Drei Worte, die nicht nur die Gesundheit im Blick haben, sondern auch unser Seelenheil. Drei Worte, die nicht nur für die aktuelle Situation gelten, sondern auch fürs ganze Leben. Drei Worte, die gelten und Gewicht haben, wenn wir schon längst krank sind. Drei Worte, die sich voll Vertrauen auf eine höhere Macht stellen, nicht nur auf die zerbrechliche Gesundheit. Drei Worte, die uns zeigen, Gott ist bei uns, egal in welcher Situation: „Gott behüte Sie!“

Wenn Sie das nächste Mal jemanden verabschieden und Gutes wünschen, probieren Sie diese drei Worte mal aus. Segen ist mehr als Gesundheit. Und im Moment brauchen wir mehr, als nur Gesundheit. Wir brauchen Gnade und Beistand. Wir brauchen Segen. 

Gott segne Sie und behüte Sie! 

Ihre Pfarrerin Birgit Schiel


PS

Nicht alle Menschen in unserer Gemeinde haben Internet. Wir legen daher in unseren Kirchen zu jedem Erscheinungstag ausgedruckte Exemplare in unsere Kirchen und falls Sie es einem Nachbarn oder einer Nachbarin mit einem kleinen Gruß in den Briefkasten stecken möchten, können Sie es sich gerne als PDF herunterladen und ausdrucken.