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Vikarin Regina Ober
Bildrechte Regina Ober

Vergangene Woche war ich mit den Kolleginnen und Kollegen meines Vikariatskurses auf einer ökumenischen Studienreise in Prag. Ziel der Fahrt war es, an einem anderen Ort andere Glaubensgemeinschaften kennenzulernen, Glaubensgeschwistern zu begegnen und sich mit ihnen auszutauschen. Wir wurden unter anderem von der deutschen katholischen Gemeinde eingeladen, der anglikanischen Kirche und einer Gemeinde der evangelischen Kirche der böhmischen Brüder, die neue Wege gehen. Nach jeder Begegnung überreichten wir als Präsent fair gehandelte Kerzen und Schokolade – weil sie schmeckt und alle mögen -  an unsere Gesprächspartner.

Überrascht haben mich die Kerzen. Wir suchten sie im Vorfeld als Geschenk aus, weil sie uns als Christen an Jesus als das Licht der Welt erinnern. Aber sie können auch einfach nur schön sein, eine hübsche Aufmerksamkeit. Oder eben doch ein Zeichen dafür, dass das Licht die Dunkelheit vertreibt und damit ein Symbol für Hoffnung. Als wir unserem jüdischen Guide, der uns durch das jüdische Viertel geführt hatte, uns das reiche jüdische Erbe zeigte, an Mahnmälern der Shoa vorbeiführte und uns vom aufgeweckten Leben in der Synagogen-Gemeinde erzählte, war seine Reaktion unvergleichlich: „Ah toll, wir hatten keine Kerzen mehr! Meine Frau braucht dringend neue für den Shabes!“

Wenn der Sabbat beginnt, dann tut er das mit dem Entzünden der Kerzen. Sie verkünden: Ab jetzt ist Zeit zu ruhen. Gottes Schöpfung darf für einen Tag genießen. Man muss nichts tun, man darf einfach empfangen. Man erinnert sich daran, dass Gott seine Schöpfung bewahren und ihr beistehen will.

An die Begegnung mit unserem jüdischen Guide und seine Freude musste ich heute denken, als ich zum ersten Mal seitdem eine Kerze entzündet habe. Diese Kerzen können Unterschiedliches bedeuten  - und gleichzeitig Ähnliches meinen. Am Ende verbindet sie der Glaube an Gottes unermessliche Liebe zur Welt. Eine Liebe, die die Dunkelheit vertreibt. Eine Liebe, die Hoffnung gibt.

 

Ihre Vikarin Regina Ober