Einst fuhr ich im D Zug Abteil auf Staatskosten quer durch die Republik, von Ansbach nach Bielefeld. Auch für einen Zivi gehörte zum Dienst fürs Vaterland ein wunderbares Ticket vom Wohnort zum Einsatzort. Es war eine Art Deutschlandticket für kleine Staatsdiener.
Im Abteil lag nicht selten eine Werbung aus, von "the plain truth." Um Werte wurde gerungen. Beworben wurde eine Wahrheit, die aus sündigen und zwielichtigen Angelegenheiten ins helle Licht führt. Beim Lesen und Blättern meinte man schnell, es gäbe noch etwas viel Schöneres, Vollkommeneres, Klareres, als alles hier.
Und doch liebte ich das gedämpfte Licht, das Behagliche eines D Zug Abteils mit den Vorhängen am Fenster. Überall fuhren wunderbare, ungerade, schräge und so spannungsreich unerfüllte Geschichten mit. Manchmal lernte man sie plaudernd und schweigend ein wenig kennen, manchmal auch lieben oder fürchten.
An diesem Sonntag hören Christen in den Kirchen die "plain truth" Worte Jesu aus der Bergpredigt: Ihr seid das Salz der Erde, das Licht der Welt! Worte wie diese scheinen aus fragwürdigen Bindungen der Welt ins sonnenklar Licht herauszuführen.
Heute möchte ich dem Licht Jesu und seiner Wahrheit nicht ausweichen. Für mich ist nur er das helle, klare, vollkommen weisse Licht. Ich bin es nicht.
In seinem Licht aber staune ich, wie aus dem trüben Dunkel der zwielichtigen Welt wunderbar bunte Farben hervorbrechen können. Das vollkommende Weiss Jesu Christi bricht sich in abgründigen Geschichten. In seinem Leuchtkegel beginnt das breite Spektrum des Regenbogens zu leuchten: Schöpferisch bunt.
Aus dem grauen Tohuwawohu wird ein verheissungsvolles Farbenspiel.
In ihm sind Sie die beste Leuchtreklame für Jesu Wahrheit. Das Leben ist mächtiger als der Tod. Vergebung führt aus harten Kontrasten in ein wärmendes, gnädiges, anrührendes Licht. Ewig schön, dass es Sie gibt!
Gute Reise! In Frieden!
In Verbundenheit unterwegs
Ihr Gottfried von Segnitz