ANgeDACHT - Kraft der Einheit inmitten der "Ungereimtheiten" des Lebens

Ralf J. Tikwe
Bildrechte Ralf J. Tikwe

Am Maybachufer in Neukölln können Sie ihm oft sonntags begegnen. Alternativ sitzt er mit seiner mechanischen Schreibmaschine auch im Mauerpark und ist offen für zufällige Begegnungen im Prenzlauer Berg.

Schon seit gut 10 Jahren schreibt Dan K. Sigurd spontane Kurzgedichte. Wer ihn entdeckt hat die Chance jetzt und sofort ein eigenes Gedicht mit nach Hause zu nehmen. Drei Worte und drei Euro starten den poetischen Prozess zum Zuschauen.

„Gib mir drei Worte und ich gebe Dir ein Gedicht “ steht auf einem Schild und wer seine drei Worte ausgesprochen hat, hört nunmehr nicht nur diese mittels der Anschläge der Schreibmaschine, sondern kurz darauf den wachsenden Entstehungsprozess eines Gedichts.

In einem Beitrag des Hörfunkprogramms „radioeins“, kommt u.a. die spannende Frage auf, welche Worte dem Alltagspoeten in den zurückliegenden Jahren besonders häufig begegnet sind. Auch dieses Ranking lässt sich in drei Worten wiedergeben:

Liebe – Freiheit – Frieden.

Liebe, Freiheit, Frieden, diese menschlichen Grunderfahrungen, -sehnsüchte und –werte begleiten uns nicht nur lebenslang, sie sind auch Kraftfelder und Orientierungspunkte für ein gelingendes Leben.

Freilich sind die ganz persönlichen Erfahrungen, aber auch die von Völkern und Nationen sehr wechselhaft. Gerade, wo sich Resignation einstellt, schlägt enttäuschte Freiheit, enttäuschter Frieden, enttäuschte Liebe oft in unglaublich destruktive Kräfte um.

Unser Leben verdichtet sich eben oft nicht in dankbarer Poesie, es bleiben sozusagen immer wieder fordernde „Ungereimtheiten“. Auf manche Worte unserer Erlebnisse inmitten unserer Biografie, in unserer Gesellschaft und Weltfamilie können wir uns einfach keinen hilfreichen Lebensreim machen. Aber so ist es ja tatsächlich, wenn und wo Worte versagen, da fällt auch angegriffene Lebenskraft aus dem Sagbaren.

Diese Tage steht Graz, die Steiermark, ganz Österreich und viele Menschen darüber hinaus, unter Schock. Die unfassbare Tat am Bundes-Oberstufenrealgymnasium hat weit mehr Menschen getroffen, als jene konkret namentlich vor Ort.

Ich finde es deshalb so bewegend und heilsam wichtig, wie auf die erschütternde Erfahrung von Panik, Tränen, Angst reagiert wird. Eine der überlebenden Schülerinnen verbindet ihren Dank an die Einsatzkräfte, mit den entscheidenden drei Gegenworten:

Liebe, Zusammenhalt und Hoffnung.

Ja, das sind drei Worte, Werte und Kräfte, die Leben neu verdichten können, weil sie die notwendige Einheit vertiefen, inmitten der „Ungereimtheiten unseres Lebens.“ Dazu stärke, tröste und begleite uns, der Zuspruch dieser Trinitatiswoche:

„Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes sei mit uns allen.“

 shalom ralf j. tikwe