Kirchenausstattung: Folge 39 - Kerzenleuchter

Kerzenleuchter
Bildrechte Martin Dubberke

Wenn wir eine Kirche betreten, sehen wir in der Regel nicht nur die Kerzen auf dem Altar, sondern auch die Ständer oder Halter, auf denen die Altarkerzen oder die Osterkerze stehen oder gegebenenfalls noch weitere Kerzen, wie z.B. Gedenkkerzen oder einen Kerzentisch.

Sieht man sich die Kerzenständer oder -halter an, fällt einem meist auf, dass auch diese oftmals symbolisch aufgeladen sind oder ganze Geschichten erzählen.

Damit wird deutlich, dass Kerzenständer ein wichtiger Bestandteil der kirchlichen Ausstattung sind – auch in evangelischen Kirchen. Sie tragen nicht nur zur Atmosphäre bei, sondern haben eine tief verwurzelte Bedeutung und lange Geschichte, die mit unserem Glauben verbunden ist.

Dass die Kerzen in der Kirche für uns – ich erinnere hier an die Folge zum Thema Kerzen – Orientierungslichter sind, wissen wir schon. Die Kerzen in unseren Kirchen erinnern uns aber auch an die Gegenwart Gottes. Und damit können diese Kerzen nicht einfach auf einem Teller oder einer leeren Weinflasche stehen. Sie brauchen einen Ständer oder einen Halter, der dieser Symbolik gerecht wird.

Aber es geht nicht allein ums Aussehen, sondern auch um die Zahl der Kerzenleuchter. So wurde im 16. Jahrhundert auf dem Konzil von Trient festgelegt, dass bei normalen Messfeiern sechs Altarkerzen auf dem Altar stehen, bei einer Pontifikal- oder Bischofsmesse aber sieben. Wir in der Partenkirchner Johanneskirche haben nur zwei Altarkerzen – was wahrscheinlich daran liegt, dass der Altar nicht besonders groß ist. Und ursprünglich waren die Kerzen-leuchter wirklich sehr bescheiden, oftmals nur ein Teller mit einem Dorn. Doch im Laufe der Jahrhunderte wurden diese immer kunstvoller und auch die Materialien wurden immer wert-voller: Gold, Silber, edle Hölzer oder Messing.

Mit der Reformation kamen – wie kann es auch anders sein – unterschiedliche Auffassungen über die Bedeutung und den Gebrauch von Kerzen und damit natürlich auch den Kerzen-ständern auf. Während in den lutherischen Kirchen die Kerzen meist erhalten blieben, wurden sie in reformierten Gemeinden oftmals entfernt. Warum? Das hängt zum Teil mit dem Bilderverbot zusammen und der Auffassung, dass Kerzen Gott nicht beeinflussen können. Darin macht sich Luthers Kritik an der Lichtopfer-Verehrung deutlich. Kerzen konnten für ihn kein Mittel zur Sündenablösung sein. Luther sah das Thema Kerze und Kerzenleuchter sehr differenziert. Auf der einen Seite sah er Kerzen als entbehrlich an, doch auf der anderen Seite hielt er an der Symbolik des Lichts fest. Und hier spielen natürlich solche Stellen wir Matthäus 5,15 oder Markus 4,21 oder Lukas 8,16 eine Rolle:

Niemand aber zündet ein Licht an und bedeckt es mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf dass, wer hineingeht, das Licht sehe.

Hier haben wir den Leuchter. Eine Kerze, die auf einem Leuchter steht, ist besser zu sehen. Das Licht leuchtet deutlich weiter. Und damit wird die Kombination von Kerze und Leuchter zu einem Sinnbild für das öffentliche Zeugnis des Evangeliums und damit des eigenen Glaubens. Mit anderen Worten: Wer an das Licht gerufen ist, darf sein Glaubenszeugnis nicht unter den berühmten Scheffel stellen, sondern muss es aktiv zeigen. Für Luther bedeutete das, dass Christinnen und Christen ihr Glaubenslicht aktiv sichtbar machen sollen. Und jetzt wird es spannend. Denkt man diesen Gedanken weiter, steht der Leuchter als solcher für uns selbst. Wir selbst sind die Kerzenhalter und Kerzen-ständer, die das Licht, das Jesus in unsere Welt gebracht hat, hochhalten und in die Welt hin-eintragen sollen. Und genau daran erinnern uns die Kerzenleuchter in unseren Kirchen, dass wir das Evangelium, dass wir unseren Glauben nicht verbergen sollen, sondern hochhalten sollen, damit dieses Licht weithin sichtbar wird und die orientierende Wirkung dieses Lichtes nicht übersehen werden kann. Jeder Kerzenleuchter in der Kirche soll uns an Jesu Christi Aufforderung erinnern, sein Licht weithin sichtbar werden zu lassen.

Pfr. Martin Dubberke