Predigt zum Volkstrauertag 2022

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe Gemeinde! Volkstrauertag 2022. Wir gedenken heute der Opfer von Kriegen und Gewalt. Nicht nur der Opfer, die auf unseren deutschen Kriegsdenkmälern stehen, sondern auch der Opfer anderer Kriege. Der Unterschied heuer: Der Krieg ist nahe gerückt, seit dem 24. Februar. Seit Russland die Ukraine überfallen hat, herrschen mitten in Europa herrschen wieder Terror, Angst, Zerstörung, Gewalt. Täglich zeigt der Krieg seine hässliche Fratze. Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine gehen uns nahe. Manchmal so, dass man sie kaum mehr erträgt. Aber was tun? Wie diesen unsäglichen Krieg stoppen? Waffenlieferungen scheinen im Moment die einzige Lösung zu sein. Politiker*innen, die früher für ihre pazifistische Haltung bekannt waren, treten seit Neuestem massiv dafür ein. Von Waffenstillstand, Gesprächen oder Friedensverhandlungen redet kaum noch jemand. Auch unsere Evangelische Kirche in Deutschland hat diese Woche auf ihrer Synode in Magdeburg ihre Friedensethik neu diskutiert: Mit einer Solidaritätsbekundung für die Ukraine ist am Mittwoch die Synode der EKD zu Ende gegangen, so las man in der Presse. Und weiter: Zum Abschluss seiner Jahrestagung vermied das Kirchenparlament allerdings eine Festlegung zu den innerkirchlich umstrittenen deutschen Waffenlieferungen.  

Ja, Festlegungen werden vermieden, weil wir ratlos sind. Niemand hat wirklich eine Lösung. Vielleicht wäre das ein wichtiger Schritt, sich diese Ratlosigkeit erst einmal einzugestehen. Und dann: beten, wachen, den Menschen aus der Ukraine Solidarität zeigen, wie wir es seit inzwischen fünfunddreißig Wochen Woche für Woche machen bei unserer Mahnwache an jedem Mittwochabend um 18.30 Uhr in der Garmischer Fußgängerzone.

Denn das immerhin können wir tun: Für die Menschen da sein, die zu uns kommen, weil ihre Städte bombardiert, ihre Häuser zerstört, ihre Nachbarn ermordet werden. Aus blanker Angst sind sie hier. 1300 Geflüchtete aus der Ukraine in unserem Landkreis, davon 600 hier in Garmisch-Partenkirchen. 238 davon sind Kinder, zwischen 0 und 18 Jahren. Kinder, die nun nicht mehr in den vertrauten Kindergarten gehen, ihren Papa knuddeln, die ukrainische Schule besuchen oder ihre Ausbildung abschließen können. Kinder, die der Krieg herausgerissen hat aus ihrer früheren Geborgenheit. Alle, Erwachsene und Kinder, hoffen, dass sie bald wieder in ihr Land zurückkehren und dort neu anfangen können.

Auf diesem Hintergrund hören wir heute das Evangelium zum Volkstrauertag, das für viele altvertraute, oft gehörte Gleichnis „vom Weltgericht“. Mit biblischen Texten ist es freilich so, dass sie je nach Situation immer wieder neu sprechen. Heuer ist es ein Satz aus der Rede Jesu der mich besonders berührt: „Ich war fremd - und ihr habt mich aufgenommen. Darüber möchte ich heute mit Ihnen und Euch zusammen nachdenken.

Genau das erleben die Menschen aus der Ukraine gerade: Ich bin fremd. Ich muss mich irgendwie zurechtfinden, mit der Sprache, mir der Kultur, mit den Regelungen hier. Ich muss mich orientieren. Vor allem aber muss ich verarbeiten, was hinter mir liegt, muss zurechtkommen mit traumatischen Erlebnissen, mit meiner Angst, meiner Sehnsucht, mit den schrecklichen Nachrichten aus der Heimat. Ich bin fremd. Das heißt: ich fühle mich unsicher, unbehaust, auf wackeligem Boden.

Kennen Sie dieses Gefühl? Wann und wo haben Sie es denn schon einmal erlebt, fremd zu sein? Welche Erinnerungen steigen da in Ihnen auf?

Ein Bild aus der Kindheit vielleicht: in einer fremden Umgebung übernachten müssen, bei einer Tante, im Krankenhaus, zum ersten Mal im Schullandheim – das Herz voller Sehnsucht nach der Mama?

Oder: der Schüleraustausch. In der Gastfamilie nur die Hälfte verstehen, in einer fremden Stadt verlaufen?

Oder: zum ersten Mal eingeladen in der Familie des Partners. Alles so anders. Die Art, wie geredet wird, die Einrichtung, die Ansprüche.

Oder: sich fremd fühlen in der eigenen Familie. Den Partner nicht mehr verstehen, die Kinder, die sich immer weiter entfernen?

Manchmal sogar: sich selber fremd sein. Morgens, beim Blick in den Spiegel: Schau ich wirklich schon so alt aus? Oder wenn man im Nachhinein ein Verhalten an sich selbst nicht mehr gut findet und sich zerknirscht fragt: Warum hab ich das nur getan?

„Ich war fremd!“ In vielen Geschichten erzählt die Bibel von diesem Gefühl. Wir Menschen gehören zum wandernden Gottesvolk, sind immer nur Gast auf Erden, haben hier keine bleibende Stadt, sind stets in Bewegung und Veränderung:

Abraham und Sara müssen aufbrechen, ihre Heimat verlassen und in einem neuen Land heimisch werden. Das Volk Israel macht die Erfahrung des Fremdseins in Ägypten, verbunden mit allem, was dabei zu den ganz schweren Seiten gehört: Sie werden geknechtet, unterdrückt, ausgebeutet, haben kaum Rechte, sind Willkür ausgesetzt. Auch Jesus selbst muss mit seiner Familie fliehen vor Verfolgung und Gewalt in seiner Heimat – und geht schon als Kind in die Fremde, auf der Flucht nach Ägypten. Das ehemalige Land der Knechtschaft wird zum Land der Zuflucht. So etwas hat es ja immer wieder gegeben in der Geschichte.

Aus der Erfahrung, selber einmal fremd gewesen zu sein, erwächst die Mahnung: Behandle, die Menschen, die bei dir als Fremde ankommen gut. Lass sie bei dir keine schlechten, sondern gute Erfahrungen machen!

"Ich war fremd - ihr habt mich aufgenommen." Welche Dankbarkeit steckt in diesem Satz! Wenn da jemand ist, der einen sieht, der einen begrüßt, bei der Orientierung hilft, wie gut ist das! Klar, das Fremdsein ist zwar immer noch da, aber es verbindet sich mit dem Gefühl, dass das Leben in der Fremde trotz allem Schweren gelingen kann.

Fremd sein und Heimat suchen, das gehört zu jedem Leben, genauso wie die anderen grundlegenden Bedürfnisse: Essen, Trinken und Kleidung haben, bei Krankheit Hilfe erfahren, in schwierigen Zeiten nicht vergessen, sondern besucht werden.

Die Bibel öffnet uns hierfür neu die Augen. Diese vermeintlichen Selbstverständlichkeiten, sagt sie nämlich, haben alle mit Gott zu tun. Was wir hier in der Welt tun, das reicht sozusagen bis in den Himmel hinauf. Wie wir hier auf der Erde miteinander umgehen, ist Gott nicht egal. Ob es unser Engagement ist oder unsere Gleichgültigkeit – Gott nimmt es persönlich: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Geschwistern, das habt ihr mir getan. Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. (Mt 25,40)

Dieser Abschnitt aus dem Matthäusevangelium hat später die Überschrift „Vom Weltgericht“ bekommen. Wie ein König und Richter, so die Vorstellung,  wird der Messias einst seinen Platz einnehmen. Es gibt eine Gerichtsversammlung, an der alle Völker teilnehmen werden – ein ökumenisches Superereignis sozusagen.

Zur Vorstellung dieser Gerichtsversammlung kommt ein weiteres Bild, das stammt aus der Landwirtschaft: Der Hirte, der abends seine Herde trennt. Der große König Israels, David, war ja in seinem ersten Beruf auch Hirte. Womöglich klingt in diesem Bild etwas davon an, dass die Herrscher gleichzeitig Hirten der ihnen von Gott anvertrauten Menschen sein sollten? Jedenfalls wird erzählt, dass der königliche Richter handelt wie ein Hirte Alle, über die er zu Gericht sitzt, alle teilt er ein und unterscheidet in zwei Gruppen, in die Gruppe zu seiner Rechten, die Gesegneten, die das Reich ererben und in das ewige Leben kommen sollen und in die Gruppe zu seiner Linken, die Verfluchten, die in das ewige Feuer, zur ewigen Strafe kommen sollen.

Diese Einteilung wird begründet. In der Urteilsbegründung heißt es: „Ich war in Not und mir wurde von euch geholfen.“ Die einen haben gehandelt, einem Hungrigen zu essen gegeben; einem Durstigen zu trinken gegeben; einen Fremden aufgenommen; jemanden gekleidet, einen Kranken besucht; zu einem Gefangenen ins Gefängnis gegangen; die anderen haben solches Handeln unterlassen.

Beide Gruppen: die Gerechten und die Verfluchten sind nun komplett erstaunt. Überrascht fragen sie, warum sie zu der jeweiligen Gruppe gehören. Beide, die Gerechten wie die Verfluchten, waren sich während ihres Tuns gar nicht bewusst, dass sie an ihrem Herrn gehandelt oder nicht gehandelt haben. Sie wissen scheint‘s gar nicht mehr, wann sie so gehandelt oder nicht gehandelt haben.

Beide Gruppen erfahren nun, dass Christusbegegnung und die Begegnung mit den Menschen nicht voneinander zu trennen sind. Eine Begegnung mit Christus braucht die Begegnung mit anderen Menschen. Die Aussage der Geschichte ist klar und in ihrer Klarheit auch hart. Sofort kommen wir doch ins Überlegen: Wo würde ich wohl zugeordnet? Was würde mehr wiegen, das was von mir getan wurde oder das Unterlassene? Wohin würde man mich stellen? Links oder rechts? Himmel oder Hölle? Flop oder Top?

Ich möchte diese Spannung und das Unbehagen gar nicht gleich abschwächen und auflösen, unser Text tut das auch nicht. Auch wenn sicher ist, dass diesem Abschnitt seit Jesu Tagen einiges zugewachsen ist und der Theologie des Matthäus entspringt. Unser Handeln oder nicht Handeln wird Folgen haben und die Härte liegt vor allem darin, dass die Strafe ewig und endgültig ist, so dass es kein Entrinnen mehr gibt. So hören wir es jedenfalls zunächst einmal.

Es stimmt schon: Gerade Situationen, in denen wir nicht oder falsch gehandelt haben, bleiben besonders in Erinnerung. Geht nicht unser Versagen in der Erinnerung mit und plagt uns oft lange? Treibt Fehlverhalten einen nicht um? Das Brennende und Bohrende und Strafende liegt doch auch darin, dass wir solche Situationen nicht mehr loswerden.

Irgendwie finden wir es ja doch auch ganz gerecht, dass gutes Verhalten belohnt, schlechtes bestraft wird. Oft genug ist es ja in unserem Alltag und Leben so, dass wir uns aufregen, wenn jemand „ungeschoren“, ohne Strafe davonkommt. Manchmal wünschen wir uns Gottes ausgleichende Gerechtigkeit - jedenfalls, wenn es um die anderen geht!

Das Matthäusevangelium sagt uns: Hilfreiche, barmherzige, gute Taten finden ihren Lohn, also macht sie nach! Gott schenkt uns reichlich Gelegenheit dazu. Ich war fremd - ihr habt mich aufgenommen. Wir versuchen das gerade in unserer Gemeinde:

Im Garmischer Gemeindehaus ist seit März eine Kleiderstube eingerichtet, in der geflüchtete Menschen sich holen können, was sie brauchen. Jeden Mittwoch wachen und beten wir für den Frieden – in der Öffentlichkeit, draußen, mit Kerzen, Stille, Liedern, Gebeten und Gedanken. Manche haben sogar Wohnraum zur Verfügung gestellt und Flüchtlinge bei sich aufgenommen. Kurz vor Weihnachten werden wir eine Adventsfeier für geflüchtete Menschen in unserem Gemeindehaus machen, damit sie ein wenig Wärme und Herzlichkeit spüren in diesen dunklen Zeiten.

Am Bibeltext beschäftigt mich freilich trotzdem noch das „Nichtwissen“ der Betroffenen und die Härte dieser ewigen Strafe, die so fremd ist gegenüber all dem Trostreichen, das wir von Jesus sonst wissen: Weder die Gesegneten noch die Verfluchten wissen doch überhaupt, warum sie so gehandelt haben.

Da hoffe ich auf eines: Der auf dem Richterstuhl sitzt und entscheidet, Christus, ist der, der sich selber auf die unterste Stufe der Menschheit gestellt hat, der uns Menschen durch und durch kennt. Deshalb hoffe ich, dass er nicht nur die guten oder die unterlassenen Taten in seine Waagschale werfen wird, sondern auch all das andere Menschliche: alle ernsthaften Bitten um Vergebung, alles Eingeständnis von Schuld, alles Anfragen um Kraft, alles Trauern um verkehrtes Handeln und alle Ratlosigkeit, die in diesen Tagen ja nicht nur die Politiker empfinden, sondern wir alle.

In dieser Welt teilen viele die Erfahrung, fremd zu sein. Jesus Christus aber hat in seinem Leben alle zu sich aufgenommen: die Fremden und die anderen,  die Sünder und die, die vieles im Leben verbockt haben. Am Ende sogar den Schächer neben sich am

Kreuz. Es ist deshalb meine tiefe Hoffnung an diesem Volkstrauertag, dass wir – durch alles Gericht hindurch am Ende Geborgenheit finden bei Gott - und eine Heimat, die uns niemand mehr nehmen wird. Und der Friede Gottes, der höher ist als unsere Vernunft, bewahre unsere Herzen uns Sinne in Christus Jesus. Amen.

Pfarrerin Uli Wilhelm

Tageslosung

Liturgischer Kalender

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Mer Texte von Pfrn. Uli Wilhelm

ANgeDACHT - »Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag.« (Charlie Chaplin)

Pfarrerin Uli Wilhelm
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Wie oft lächeln Sie an einem Tag? Sechsjährige, so habe ich gelesen, tun es durchschnittlich dreihundert Mal. Erwachsene dagegen lächeln nur fünfzehn bis hundert Mal pro Tag. Uns scheint das Lachen vergangen zu sein. Die vielen Belastungen unserer Zeit furchen den meisten von uns eher Sorgen- als Lachfalten ins Gesicht. Auch wir Christen sind da keine Ausnahme. Finstere, besorgte Gesichter beherrschen wir gut. Dabei redet die „Frohe Botschaft“ doch von Hoffnung, Liebe und Gottvertrauen.

Alles Liebe - oder was? - Ein dialogischer Gottesdienst zum Valentinstag am Aschermittwoch

Alles Liebe
Bildrechte Martin Dubberke - erstellt mit Canva

Was geschieht, wenn Valentinstag und Aschermittwoch auf einen Tag fallen? Man feiert Gottesdienst. In diesem Fall haben Pfarrerin Uli Wilhelm und Pfarrer Martin Dubberke miteinander in einem dialogischen Gottesdienst in der Johanneskirche zu Partenkirchen versucht, beides unter einen Hut zu bekommen. Während Uli Wilhelm sich in ihrer Predigt dem Valentinstag gewidmet hat, hat sich Martin Dubberke in seiner Predigt dem Aschermittwoch gewidmet.

Narrenpredigt am Faschingssonntag 2024 in der Johanneskirche Partenkirchen

Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Der Friede soll jetzt mit eich sei,
der Heilig Geist glei obendrei.
Wann oane si auf d’Kanzl wagt,
na gh’ert des glei am Anfang gsagt.

Weil, mei, es kannt ja schließlich sei,
dass irgendjemand waar dabei
den d’Pfarrerin so richtig nervt,
der insgeheim scho‘s Messer schärft,
weil er jed’s Wort persönlich nimmt,
bis eahm die Galle auffakimmt.
Der mecht koa Kirchenliadl singa,
liaba alle zum Schweign bringa.

ANgeDACHT - Masken

Maschkera
Bildrechte Uli Wilhelm

Als Kind habe ich es geliebt, mich zu verkleiden. Wenn ich im Fasching Prinzessin war, habe ich mich vornehm und edel gefühlt, mich möglichst elegant bewegt und höflich gesprochen. War ich Clown, tollte ich laut und albern herum. Als Indianerin wurde ich zur aufmerksamen Fährtenleserin. Der Fasching war eine wunderbare Gelegenheit zum Ausprobieren verschiedener Rollen. Wer bin ich wirklich? Welche Seite von mir will ich leben und den anderen zeigen? Und wie viel Spaß macht es, mal in eine ganz andere Rolle zu schlüpfen?

ANgeDACHT - Liebe

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Jesus wurde einmal gefragt nach dem höchsten aller Gebote. Er antwortete: „Das erste ist: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ (Markus 12,29 ff)

Predigt am Volkstrauertag

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe Gemeinde! Wenn eine Zeit zu Ende geht, erlebt man die Dinge nochmal besonders intensiv. Der letzte Abend im Urlaub, der letzte Tag am Arbeitsplatz, bevor jemand die Stelle wechselt, der letzte Besuch bei einem Kranken, die letzten Worte eines Sterbenden. Wenn die Zeit begrenzt ist und uns das bewusstwird, sind unsere Sinne geschärft, wir prägen uns Dinge tief ein, letzte Worte erhalten ein ganz besonderes Gewicht.

Selig sind die Friedensstifter

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Der Terrorangriff der Hamas auf Israel hat mich zutiefst aufgewühlt und schockiert. Was können Menschen einander antun, was richtet Fanatismus und falsch verstandene Religion an, welche Auswirkungen hat es, wenn auf lange Sicht keine politisch vernünftigen Regelungen gefunden werden? Fassungslos stehet die Welt jetzt vor einer immer weiter eskalierenden Gewaltspirale und niemand scheint eine Lösung zu haben. Wir können nur hoffen und beten, dass aus dem blutigen Konflikt kein Flächenbrand wird.

ANgeDACHT - Herbstgedanken

Herbstbaum
Bildrechte Uli Wilhelm

„Herr, es ist Zeit, der Sommer war sehr groß.“ So beginnt Rainer Maria Rilkes berühmtes Gedicht „Herbsttag“. Es bringt die Stimmung dieser Jahreszeit auf den Punkt: Nach einem langen, schönen Sommer heißt es Abschiednehmen von den warmen Sommertagen. Herbstzeitlose blühen, erste Blätter färben sich gelb, die Tage werden spürbar kürzer, die Nächte kühler und die Farben intensiver. Sogar die ersten Lebkuchen werden in manchen Geschäften bereits zum Verkauf angeboten.

ANgeDACHT - Weißt du, wie ich mich manchmal fühle?

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Eine alte Indianerin saß mit ihrer Enkelin am Lagerfeuer. Es war dunkel geworden, das Feuer knackte, die Flammen züngelten zum Himmel. Nach einer Weile sagte die Alte: „Weißt du, wie ich mich manchmal fühle? Es ist, als ob zwei Wölfe in meinem Herzen miteinander kämpfen würden. Einer der beiden ist rachsüchtig, aggressiv und grausam. Der andere ist liebevoll, sanft und mitfühlend.“ „Welcher der beiden wird den Kampf in deinem Herzen gewinnen?“, fragte das Mädchen. Bedächtig antwortete die Alte: „Der, den ich füttere.“

„Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen – woher kommt mir Hilfe?“ Requiem für den Zugspitz-Gletscher

Gletscher-Requiem - Pfrn. Uli WIlhelm
Bildrechte Karl Wilhelm

„Um Gottes Willen, wie sieht es denn hier aus?“ So fragen Menschen entsetzt, die nach längerer Zeit wieder einmal auf Deutschlands höchsten Punkt, die Zugspitze, gekommen sind. „Vor zehn Jahren war doch noch alles weiß hier. Damals sind wir noch durch den Schnee gestapft und die Kinder konnten rodeln, mitten im Sommer! Jetzt ist das alles hier ja nur noch eine Geröllwüste!“ Oft höre ich solche Äußerungen, wenn ich als Gästeseelsorgerin auf der Zugspitze unterwegs bin.

ANgeDACHT - Die drei Siebe

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Jemand kam aufgeregt zu Sokrates gelaufen: „Du, ich muss dir unbedingt erzählen, dass …“ - „Moment“, sagte der Weise: „Hast du das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe geschüttet?“ „Welche Siebe?“, fragte der andere. Sokrates antwortete: „Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du geprüft, ob das, was du mir erzählen willst, wirklich wahr ist?“ „Nein“, gab der andere zu. „Ist es dann wenigstens gut?“, fragte Sokrates. „Das ist nämlich das zweite Sieb, die Güte.“ Wieder schüttelte der andere den Kopf.

ANgeDACHT - Verantwortung

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Immer näher rückt die Welt zusammen. Der Philosoph Martin Heidegger hatte bereits vor Jahrzehnten darauf hingewiesen, dass durch Erfindungen wie Flugzeug oder Fernsehen die Ferne ganz nahe zu uns heranrückt. Mit der Nähe zu anderen Teilen der Erde steige auch unsere Verantwortung, meinte er. Wir könnten nicht mehr so tun, als wüssten wir nichts von der Situation der Menschen anderswo und als ginge uns deren Not nichts an.

Noch einmal neu anfangen

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Noch einmal neu anfangen, mitten im Leben ganz neu beginnen, das wär's! Die Weichen neu stellen. Eine andere, mutige Richtung einschlagen. Sich nicht mehr dem Druck von allem möglichen beugen, sondern leben, aufrecht und frei. Konstantin Wecker hat darüber ein Lied geschrieben. Darin heißt es:

Jetzt möcht i oamoi, oamoi ganz von vorn ofanga,
Liabn und laut sei und mi beschwern.
I bin doch oiwei bloß am Bandl ghanga,
Jetzt misch i mit, jetzt möcht i plärrn.

ANgeDACHT - Muttertag

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Am Sonntag ist Muttertag. Seiner Mutter mal Danke zu sagen und sie zu ehren, ist ja was Schönes. Kleine Kinder bringen der Mama Zeichnungen aus dem Kindergarten mit; größere haben vielleicht ein Gedicht gelernt oder machen das Frühstück. Noch später schicken sie eine SMS: „Hi, Mom, alles Gute zum Muttertag!“ Auch Blumengeschäfte, Drogerien und Geschenkläden freuen sich über diesen Tag, der steigert den Umsatz. Was sollte man also haben gegen diesen Tag?

Predigt - Starke Frauen

Zonta - Starke Frauen
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe Gemeinde, starke Frauen gibt es viele. Auch in der Bibel. Eva, Sara, Rebekka, Hanna, Debora, Rut, Judith, Ester, Maria, Maria Magdalena. All diese Namen bringen Geschichten zum Klingen, in denen Frauen Besonderes geleistet haben und entsprechend gewürdigt wurden dafür.

Heute möchte ich aber zwei Frauen in den Mittelpunkt unseres Nachdenkens stellen, die man meistens übersehen und übergangen hat. Schiphra und Pua. Kennen Sie die beiden? Nein?

ANGeDACHT - Himmelsschlüssel

Himmelsschlüssel
Bildrechte Peter Proebster

Vor ein paar Jahren war sie „Blume des Jahres“. Mich freut sie in jedem Frühjahr von neuem, wenn sie golden unsere Wiesen ziert: Die Schlüsselblume. Ihr lateinischer Name „Primula veris“, die erste der Primeln, verweist auf die frühe Blühzeit des Wiesenbewohners. Golden stehen ihre Blüten auf einem kräftigen Stiel wie der Bart eines Schlüssels. Zusammen sehen die Gewächse aus wie ein Schlüsselbund. Der Volksmund nennt sie deshalb „Himmelsschlüssel“. Der Legende nach hat Petrus einmal seinen Himmelsschlüssel verloren.

Predigt am 12.03.2023 (Okuli) in Farchant und Partenkirchen

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe und Verrat, Schmerz und Heilung, Kämpfen und Aufgeben, Gewalt, Macht, Schicksal, Dunkelheit und am Ende doch eine Ahnung davon, dass das noch nicht das Ende ist. Das, liebe Gemeinde, ist der Stoff, aus dem gute Geschichten sind, spannende Dramen, Filme, die uns packen. Der Sonntag „Okuli“ ist heute, benannt nach einem Wort im Psalm: Meine Augen sehen stets auf den Herrn (Ps 25,15). An diesem „Augensonntag“ geht es also darum, auf Christus zu schauen, ihn und seine Bedeutung für uns neu zu sehen.

ANgeDACHT - Okuli - Ein Sonntag für die Augen

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

„Aus den Augen, aus dem Sinn“, heißt es. Stimmt schon: Bilder haben einen großen Einfluss. Ob Fotos, Filme oder manche Kunstwerke – Bilder bleiben uns oftmals besser im Gedächtnis als Worte. Sie berühren unsere Sinne. Überall verstehen Menschen die Sprache der Bilder. Ein lachendes oder ein weinendes Gesicht, eine strahlend helle oder eine bedrohlich dunkle Stimmung – solche Bilder sind über alle Sprach- und Kulturgrenzen hinweg verständlich.

Narrenpredigt 2023

Pfrn. Uli Wilhelm als Närrin
Bildrechte Archiv

Liabe Gemeinde, schaugts mi o:
Mit oam Arm steh i heuer do!
Da ander hängt, des is fei dumm,
nur passiv in da Schlinga rum.
Er braucht jetzt unbedingt sei Ruah,
sonst heilt da Bruch am End ned zua.
Des is fei scho a bissl Käse:
Heier is‘ nix mit Polonaise,
mit Tanzn und mit Maschkera.
Doch immerhin: Ihr seid’s ja da.
Und s‘ Mundwerk von da Pfarrerin,
des is ja schließlich no ned hin.
Wia des passiert is, möchts ihr wissen?
Beim Schifahrn hoid, da hat’s mi gschmissn.
Des hätt ma friara gor nix gmacht,

ANgeDACHT - Valentinstag

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

„14. Februar – Valentinstag!“ An jedem Blumengeschäft prangen derzeit rote Herzen mit dieser Aufschrift. Sie wollen uns erinnern: Das ist der Tag der Liebenden. Vergiss nicht, auch deinem oder deiner Liebsten eine Freude zu machen. Was ist aber – neben aller Geschäftemacherei - eigentlich dran an diesem viel beworbenen Tag?

ANgeDACHT - Dankbarkeit

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

"Macht vierzehn Euro sechzig", raunzt die Frau an der Supermarkt-Kasse mich an. Als ich ihr das Geld reiche, sagt sie keinen Ton. Ein paar Tage später bin ich wieder da. Jetzt sitzt eine andere Kassiererin da.

"Einundzwanzig fünfzig, bitte", sagt sie und "Danke!" als ich ihr das Geld gebe. Und dann verabschiedet sie mich mit einem Lächeln. Was für ein Unterschied! Um wieviel lieber habe ich heute hier eingekauft. Was ein bisschen Freundlichkeit und ein Dankeschön doch ausmachen, denke ich, und gehe viel beschwingter heim.

Du bist ein Gott, der mich sieht

Der Heilige Geist - Ausschnitt aus einem Kirchenfenster der Johanneskirche zu Partenkirchen
Bildrechte Martin Dubberke

Liebe Gemeinde, wenn Sie dem zurückliegenden Jahr 2022 ein Motto geben könnten, wie lautete das wohl? Für viele von uns war es kein einfaches Jahr. Der Krieg, knappe Ressourcen, Klimawandel, Artensterben, politische Radikalisierung und Spaltung unserer Gesellschaft. Und dazu manche Sorge und mancher Konflikt im eigenen kleinen Leben. Manchmal ist es schwer, das alles auszuhalten, ohne schwermütig zu werden. Unser Blick zurück auf das zu Ende gehende Jahr prägt ja auch unsere Aussicht auf das Kommende. Jede versuchte Antwort ruft neue Fragen auf den Plan.

ANgeDACHT - FOBO?

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Wissen Sie, was FOBO ist? So hat die New York Times ein Phänomen getauft, das heutzutage immer mehr Menschen zu schaffen macht: Fear of better options, die Furcht vor besseren Möglichkeiten. In der Flut der vielen Optionen können Menschen sich nicht mehr entscheiden, wie sie sich verhalten sollen. Sie haben Angst, irgendetwas Wichtiges übersehen oder nicht lange genug auf die ideale Möglichkeit gewartet zu haben. Sogar nach der Entscheidung suchen sie weiter.

Predigt zum Volkstrauertag 2022

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe Gemeinde! Volkstrauertag 2022. Wir gedenken heute der Opfer von Kriegen und Gewalt. Nicht nur der Opfer, die auf unseren deutschen Kriegsdenkmälern stehen, sondern auch der Opfer anderer Kriege. Der Unterschied heuer: Der Krieg ist nahe gerückt, seit dem 24. Februar. Seit Russland die Ukraine überfallen hat, herrschen mitten in Europa herrschen wieder Terror, Angst, Zerstörung, Gewalt. Täglich zeigt der Krieg seine hässliche Fratze. Die Bilder und Nachrichten aus der Ukraine gehen uns nahe. Manchmal so, dass man sie kaum mehr erträgt. Aber was tun?

ANgeDACHT - Give Peace a Chance! Gebt dem Frieden eine Chance!

Mahnwache am Bischofseck - 2022
Bildrechte Uli Wilhelm

John Lennon hat das 1969 gefordert. Sein Lied fällt mir manchmal ein, wenn ich in Garmisch die Kriegergedächtniskapelle besuche oder in Partenkirchen nach St. Anton hinaufsteige: Da blicken einen viele junge Gesichter an, manche sind noch halbe Kinder. Es sind Fotos der Soldaten aus unserem Ort, die nicht mehr zurückgekehrt sind aus dem Krieg. „Gefallene“ nennt man sie beschönigend. In Wirklichkeit sind sie verblutet, wurden ermordet, zerfetzt, hingemetzelt – für die abstruse Idee eines „Deutschland über alles“.

Seelenbalsam

Himmel über Garmisch-Partenkirchen
Bildrechte Martin Dubberke

Liebe Gemeinde, „Krisen, Krieg und Katastrophen – mit diesem Dreiklang lässt sich wohl am ehesten die gegenwärtige (welt-)politische Lage umschreiben. Schon die Pandemie hat wie in einem Brennglas Unwuchten und Handlungsbedarfe offengelegt, die vielfach schon davor vorhanden waren. All das verschärft sich gerade durch die multiplen Krisen dieser Zeit, was bei vielen zu Ohnmachtserfahrungen, Kurzatmigkeit und Verdrängungsprozessen führt. Wir alle brauchen Balsam für die Seele.“

ANgeDACHT - Tragfähige Brücken

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Früher, so hört man manchmal, sei alles besser gewesen. Das mag für manche Dinge stimmen – für die Ökumene sicher nicht. Die blüht und wächst weltweit, auch bei uns in Garmisch-Partenkirchen. In diesen Tagen bereiten wir auch heuer wieder ökumenische Gottesdienste für den Reformationstag und den Buß- und Bettag vor. Wir freuen uns darauf! Nicht immer haben unsere Kirchen freilich so gut zusammengearbeitet. Das weiß ich aus der eigenen Familiengeschichte:

ANgeDACHT - Der HERR ist meines Lebens Kraft

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

„Ehrlich gesagt, mir graut vor dem neuen Schuljahr“, klagt die Lehrerin. Etliche Kollegenstellen konnten nicht besetzt werden, sie wird viel vertreten müssen. Dabei braucht sie doch schon viel Extra-Energie, Zeit und Geduld für die ukrainischen Kinder, die jetzt neu in der Klasse sitzen.

„Mir graut vor dem Winter“, sagt ein Mann, der nicht gerade einen dicken Geldbeutel besitzt. „Wenn die Energiepreise weiter steigen, kann ich meine Nebenkosten nimmer stemmen. Was soll dann werden?!“

Ruhe nach dem Sturm. Von göttlichen Berg-Momenten der Stille

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Liebe Gemeinde, es gibt Augenblicke, die werden uns zu inneren Schätzen. Von denen zehren wir noch lang. Erlebnisse in den Bergen gehören für mich dazu. Ein Sonnenaufgang während eines Aufstiegs zum Beispiel. Ganz langsam wird der Himmel im Osten heller, ein zartes Grau zuerst, eine erste Ahnung davon, dass die Dunkelheit nicht ewig dauert, dann ein tiefes Lila, später flammendes Rot, leuchtendes Orange - und endlich spitzt die Sonne wie ein riesiger funkelnder Diamant hinterm Horizont hervor.

Vom Wert des Loslassens: Glaube und Gelassenheit als Lebenskunst

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Das kleine Mädchen steht da, die Hand seiner Mama fest umklammert. Da drüben sitzt Papa. Er lockt: „Komm her zu mir. Trau dich. Los!“ Mama bewegt sich nicht. Da lässt die Kleine ihre Hand los. Wackelig und ein wenig taumelnd stürzt sie schwankend auf ihren Vater zu. Der fängt sie lachend auf. Das Wunder ist geschehen: Das kleine Menschlein hat seine ersten selbständigen Schritte gemacht!

ANgeDACHT - Kostbar wie ein wunderbares Kirchenfenster

Pfarrerin Uli Wilhelm
Bildrechte Uli Wilhelm

Im Urlaub waren wir heuer in Burgund im Herzen Frankreichs. In seiner hügeligen Landschaft verbergen sich wunderschöne Orte mit großartigen, teilweise uralten Kirchen. Für die Stadt Auxerre verspricht unser Reiseführer etwas Besonderes: In der Abtei Saint Germain gibt es eine Kirche, deren Wurzeln bis ins 5. Jahrhundert zurückreichen, mit einer Krypta aus Karolingischer Zeit. Die wollen wir sehen. Doch wir staunen nicht schlecht, als wir an einer Kasse Eintritt bezahlen müssen.

ANgeDACHT - Nebel leben

Spiegelglatt liegt das Wasser im Raum, der in grünes Licht getaucht ist. Auf Holzstegen bewegen sich die Menschen langsam vorwärts. Plötzlich ertönt ein Zischen: aus zahlreichen feinen Düsen wird mit hohem Druck Wasser gepresst. Nebel entsteht. Er hüllt die Menschen ein, zuerst ganz, dann sinkt er ab. Jetzt ragen nur noch die Köpfe der Leute aus dem Nebel. Wie eine vielköpfige grüne Raupe sieht das aus. Ich selbst werde Teil dieser Nebelskulptur. Und staune über die Ideen der japanischen Künstlerin Fujiko Nakaya.

Bewegen und Segen - Warum wir gerne dabei sind

Bewegen & Segen
Bildrechte Uli Wilhelm

Einmal monatlich treffen wir uns, um gemeinsam in der Natur unterwegs zu sein. Geistliche Impulse, Gedankenaustausch, Schweigen und Begegnung wechseln sich dabei ab. Die Gehzeit beträgt ca.anderthalb Stunden. Auch Ungeübte sind willkommen. Selbstverständlich halten wir die Corona-Regeln ein.

Wir haben Menschen gefragt, was ihnen an der Veranstaltung gefällt.

Was für eine Geschichte, diese Ostergeschichte!

Pfauenauge in der Erlöserkirche zu Grainau
Bildrechte Martin Dubberke

Liebe Gemeinde! Haben Sie den letzten Satz aus der Ostergeschichte gehört? Die Frauen sagten niemandem etwas; denn sie fürchteten sich. Das erste Ostern war also erst mal offenbar gar nichts besonders Tolles. Ein Ereignis zum Fürchten eher. Den Frauen ist es unheimlich, dass der tote Jesus nicht mehr im Grab liegt. Das kann, das darf doch nicht wahr sein! Und dann dieser seltsame weiß gekleidete Jüngling, der etwas daherredet von Auferstehung?! Das ist schon was zum Zittern und Entsetzen!

Dieser anarchische, wilde Glaube

Als ich einer alten Dame die Hand reiche und „Frohe Ostern“ wünsche, sieht sie mich kritisch an: „Wie kann dieses Ostern froh sein, wo doch wieder Krieg herrscht in Europa?!“ schleudert sie mir entgegen und erzählt, wie sehr die Bilder aus der Ukraine sie belasten und deprimieren. Längst verschüttete Kindheitserinnerungen werden wach: an zerbombte Städte, verzweifelte Menschen, Todesangst im Bunker. Was in unserem Land so lang zurück liegt, ist in Kiew und Charkiw bittere Realität. Tag für Tag. Auch an diesem Osterfest. Die Dame hat recht: Das ist alles andere als froh.

Ostern: Gottes neuer Weg

Der auferstandene Jesus in der Johanneskirche (Ausschnitt aus einem Kirchenfenster)
Bildrechte Martin Dubberke

„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute!“ So endet manches Märchen. Als Kind schon haben wir gelernt: Wer gestorben ist, lebt nimmer. Tot ist tot. Mit dem Tod ist alles aus und vorbei. Da gibt es kein Zurück mehr. Das ist eine felsenfeste, unumstößliche Wahrheit. Punkt.

Themenpredigt - Maria Magdalena

Liebe Gemeinde! Eine Frau ändert ihr Leben. Das bisherige Spiel spielt sie nicht mehr mit. Couragiert tut sie, was ihr niemand zugetraut hätte. Nicht nur ihren guten Ruf setzt sie aufs Spiel, sondern ihr Leben. Denn es geht ihr um die Wahrheit. Und um Wahrhaftigkeit. Sie muss tun, was sie tut. Das macht sie berühmt, auf der ganzen Welt und lässt sie zum Vorbild für viele werden.

Von wem spreche ich? Erraten Sie es?

ANgeDACHT - Teilmächtig

Seit über drei Wochen herrscht nun schon Krieg in Europa. Die Bilder und Berichte, die uns aus der Ukraine erreichen, verstören und entsetzen uns täglich aufs Neue. Auf die Frage „Wie geht’s?“, kann kaum mehr jemand mit „gut“ antworten. Wie soll es einem gut gehen, wenn Menschen derart leiden müssen? Berechtigt ist die Sorge vor weiterer Eskalation. Angst macht sich breit. Mitunter fühlen wir uns wie das Kaninchen vor der Schlange: schockiert, erstarrt, ohnmächtig und unfähig, noch irgendetwas Vernünftiges zu tun.

ANgeDACHT - Stern über Bethlehem

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht. Und über denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell. (Jesaja 9,1)

Diese Verheißung des Propheten Jesaja gefällt mir. Am Ende des zweiten Pandemiejahres leiden manche unter Blindheit, Verblendung, seelischer Dunkelheit oder finsteren Machenschaften. Verschwörungstheorien, Hass und Aufrufe zur Gewalt erschrecken Menschen guten Willens. Der Friede in unserer Gesellschaft ist fragil geworden. Risse gehen mitten durch Familien.

ANgeDACHT - Herbstsegen

Was für ein Herbst! In allen Farben leuchten die Bäume. Im Wald entdecke ich knallrote Hagebutten und letzte Pilze, im Garten kugeln glänzende Kastanien herum. Eine Zeit der Fülle, der Düfte, Farben und Geschmäcker. „Herbst“ und das englische Wort „harvest“ hängen sprachlich zusammen: Der Herbst ist die Zeit der Ernte.

ANgeDACHT - Erntedank einer Bergsteigerin

"Einmal wird uns gewiss die Rechnung präsentiert", dichtet Lothar Zenetti, "für den Sonnenschein und das Rauschen der Blätter, die sanften Maiglöckchen und die dunklen Tannen, für den Schnee und den Wind, den Vogelgesang und das Gras und die Schmetterlinge, für die Luft, die wir geatmet haben, und den Blick auf die Sterne und für all die Tage, die Abende und Nächte. Einmal wird es Zeit, dass wir aufbrechen und bezahlen. Bitte die Rechnung. Doch wir haben Sie ohne den Wirt gemacht: Ich habe euch eingeladen, sagt der und lacht, soweit die Erde reicht: Es war mir ein Vergnügen!"

ANgeDACHT - Freiräume

„Schönheit entfaltet sich nur im freien Raum. Nur im freien Raum sind Ereignisse, Gegenstände und Menschen unwiederholbar, unersetzlich und bedeutungsvoll – und deshalb auch schön. Ein Baum wird bedeutungsvoll, wenn man ihn vor der leeren Fläche des Himmels betrachtet. Ein Ton in einem Musikstück gewinnt an Bedeutung, wenn er zwischen zwei tonlosen Pausen steht. Eine Kerzenflamme blüht im Raum der Nacht …“ (aus: Anne Morrow Lindbergh, Muscheln).

DER BERG RUFT - Forum Berge und Religion

Wankkreuz
Bildrechte Uli Wilhelm

Das Werdenfelser Land ist als Teil der Alpenregion ein paradiesischer Fleck auf dieser Erde. Tausende Menschen wissen dies zu schätzen. Nicht nur jene, die hier leben und arbeiten, sondern auch die vielen Skifahrer, Bergsteiger, Kletterer, Mountainbiker und Wanderer, die nach Garmisch-Partenkirchen und Umgebung kommen, um hier die Natur zu genießen, Bergsport zu treiben, sich zu entspannen und zu erholen.

ANGeDACHT - Das Prinzip Hoffnung

„Wer sind wir? Wo kommen wir her? Wohin gehen wir? Was erwarten wir? Was erwartet uns? Viele fühlen sich nur als verwirrt. Der Boden wankt, sie wissen nicht warum und von was. Dieser ihr Zustand ist Angst, wird er bestimmter, so ist er Furcht. Einmal zog einer weit hinaus, das Fürchten zu lernen. Das gelang in der eben vergangenen Zeit leichter und näher, diese Kunst ward entsetzlich beherrscht. Doch nun wird … ein uns gemäßeres Gefühl fällig. Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.“